Geräusch des Grauens
Forscher untersuchen, warum manche Sounds uns solche Qualen bereiten
Es gibt Geräusche, die können einen in den Wahnsinn treiben. Da wäre zum Beispiel der berühmt-berüchtigte quietschende Kreidestrich über die Tafel. Er gehört dank Whiteboards zwar zu den vom Aussterben bedrohten Geräuschen, aber wer es kennt, weiß, es ist zum Ohrenzuhalten. Oder ein Messer, das über eine Glasflasche schrappt. Nie gehört? Tatsächlich war es für die Testpersonen einer Studie das schlimmste Geräusch überhaupt. Wissenschaftler der Newcastle University haben nämlich fiese Sounds mal genauer unter die Lupe genommen und dabei vor allem geschaut, was beim Hören im menschlichen Gehirn passiert. Warum versetzen uns Fingernägel auf einer Tafel in Angst und Schrecken, während Wasserblubbern uns in einen Entspannungsmodus versetzt?
Die Forscher malträtierten die Ohren von Testpersonen mit all diesem fiesen Kreisch-Gequietsche in den hohen Frequenzen, aber auch schönen Geräuschen (blubb, blubb, blubb). Die Testpersonen mussten dann in Fragebögen den schlimmsten Sound küren. Ihre Antworten wurden anschließend verglichen mit den Bildern, die beim Hören von ihren Gehirnen aufgezeichnet worden waren.
Auf denen konnte man dann nämlich sehen, dass der für das Hören zuständige Bereich (Auditiver Cortex auch Hörzentrum genannt) und die vor allem für die emotionale Bewertung zuständige Amygdala (auch Mandelkern genannt) stark miteinander agieren, wenn es um negative Geräusche geht. Je fieser das Geräusch, desto aktiver war auch die Amygdala. Diese Aktivität wirkt wiederum auf das Hörzentrum zurück und sorgt dafür, dass wir sozusagen noch genauer hinhören und das bedrohliche Geräusch viel intensiver wahrnehmen als ein angenehmes Geräusch.
Die Amygdala spielt eine besondere Rolle bei der Analyse möglicher Gefahren und sorgt bei bedrohlichen Geräuschen für negative Emotionen.
Dass Kreidekreischen & Co, bei uns die Alarmanlage auslösen, liegt vor allem daran, dass diese quietschenden Geräusche in einen Frequenzbereich fallen, für den unser Ohr ganz besonders sensibel ist. Warum das Ohr aber ausgerechnet für diese Frequenzen so sensibel ist, wird noch diskutiert. Ein Grund könnte sein, dass Schreie ebenfalls in diesen Bereich fallen und die sind für uns nun mal als deutliches Signal für Gefahren ein warnendes Geräusch, auf das wir besonders Acht geben müssen.
Von ihren Erkentnissen zum Zusammenwirken von Hörzentrum und Amygdala erhoffen sich die Forscher neue Erkentnnisse zu Behandlung von Migräne und Tinnitus, bei denen ja oft auch Geräuschempfindlichkeit und die besonders intensive Wahrnehmung hochfrequenter Töne den Betroffenen zu schaffen macht.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin Journal of Neuroscience veröffentlicht.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 11. Oktober 2012