Graffiti Moon
Autorin: Cath Crowley
Als ich den Klappentext zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: Was für eine vorhersehbare Geschichte! Lucy schwärmt für einen Graffiti-Künstler, den sie noch nie mit eigenen Augen gesehen hat und Ed, der ein Geheimnis hat, weiß, wer „Shadow“ ist. Er bietet Lucy seine Hilfe an und sie verbringen eine unvergessliche Nacht zusammen auf der Suche nach seinen Kunstwerken.
Tatsächlich stellt sich heraus, dass Ed und Shadow dieselbe Person sind. Allerdings erfährt es der Leser schon auf einer der ersten Seiten. Denn die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Lucy und Ed erzählt. Beide kennen sich von einem misslungenen Date und können sich nicht ausstehen. Aber dann erzählt Dylan, dass er mit Shadow in Kontakt steht. Als Lucy das hört, ist ihr selbst Eds Gesellschaft recht, um dem Graffiti-Künstler auf die Spur zu kommen. Ed ist alles andere als einverstanden: „Wir werden ganz bestimmt nicht die ganze Nacht nach uns selbst suchen.“
Doch genau das tun sie: Ed, Lucy und Leo, der als Poet so berüchtigt ist wie sein Kumpel Shadow, Jazz, die überzeugte Hellseherin, und Daisy, die eigentlich nur mit Dylan Schluss machen wollte. Nicht nur die komplizierte Zusammenstellung der Gruppe, sondern auch ein weiteres Geheimnis der Jungen steht zwischen ihnen. Denn Lucy, Jazz und Daisy dürfen nicht erfahren, dass sie einen Raub geplant haben. Trotz allem lernen sich Lucy und Ed langsam besser kennen und entdecken, dass sie gar nicht so verschieden sind.
Die Geschichte ist kurz gehalten und spielt sich in einer einzigen Nacht ab, dennoch kann man die Entwicklung der Charaktere gut nachvollziehen. Zwischendurch kommen auch immer wieder Kapitel vor, die nur aus einem Gedicht von „Poet“ bestehen. Zudem werden zahlreiche Vergleiche zu Gemälden und Romanen angestellt, wie z. B. zu Vermeer. Die Kreativität der Autorin reicht von Flaschengeistern bis zu Graffitimonden, die von einer Hochspannungsleitung zerschnitten werden. Man kann sich der malerischen Erzählweise und den Andeutungen auf bestehende Kunstwerke nicht entziehen.
Einen Kritikpunkt habe ich an „Graffiti Moon“ allerdings doch gefunden: Manche Tatsachen werden zu häufig wiederholt; beispielsweise, dass Lucy Ed einmal die Nase gebrochen hat. Außerdem haben sich bei der deutschen Übersetzung mehr Rechtschreibfehler ins Buch geschlichen als man es bei einem vernünftigen Lektorat erwartet. Das fällt beim Lesen auf, aber es stört nicht sonderlich.
Insgesamt würde ich dieses Buch als poetisch, nachdenklich und auch lustig beschreiben. Eine schöne Liebesgeschichte, die sich leicht an einigen Tagen durchlesen lässt - und vielleicht dazu inspiriert, sich die eine oder andere Kunstausstellung anzuschauen.
*Erschienen bei: Carlsen*
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Autorin / Autor: laurie2 - Stand: 27. Mai 2013