Guten Morgen, Mister Robot
Forschungsprojekt will Roboter in Schulen testen
Dass Roboter längst mehr können, als uns Menschen die lästige Fließbandarbeit abzunehmen, hat sich inzwischen herumgesprochen. Die Fähigkeiten von Maschinen, mit Menschen zu kommunizieren - und zwar auch auf emotionaler Ebene - nennt die Wissenschaft „Affective computing“. Damit gemeint sind Technologien, die dazu in der Lage sind mit Menschen zu interagieren; sie können zum Beispiel emotionale Signale deuten, sensibel auf soziale Situationen reagieren und Gefühle ausdrücken und vermitteln – sei es virtuell per Computer oder als Roboter.
Nun soll eine neue Generation von Robotern erforscht werden, die ergänzend zum traditionellen Unterricht zum Einsatz kommen soll: Sie sind einfühlsam, können die Bedürfnisse der SchülerInnen erkennen und mit ihnen interagieren. Arvid Kappas, Psychologie-Professor an der Jacobs University, untersucht innerhalb des EU-Projekts EMOTE (EMbOdied-perceptive Tutors for Empathy-based learning), wie pädagogische und empathische Interaktionen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen aussehen und wie diese das Lernen unterstützen.
Hintergrund
Das EMOTE Projekt vereint Wissenschaftler aus verschiedenen Gebieten, die interdisziplinär zu einer optimalen Interaktion von Mensch-und Technologie forschen. Das Forschungsteam der Jacobs University konzentriert sich auf das Erfassen und Bewerten von emotionalen Reflexen und Interaktionen im Labor und im Klassenraumszenario.
Wird also in den Klassenzimmern demnächst statt der Mathelehrerin ein geduldigerer Mister Robot zum x-ten Mal die Binomischen Formeln erklären? Arvid Kappas relativiert: "Die Anwendung solcher Technologien soll Lehrkräfte nicht ersetzen, sondern ergänzen und zum Beispiel dann zum Einsatz kommen, wenn gewünscht ist, dass in einer Lerneinheit alle Kinder einer Klasse individuelle Unterstützung erhalten sollen“.
Dass sich WissenschaftlerInnen mit Robotern beschäftigen, die menschliche Fähigkeiten haben und als Lehrkräfte eingesetzt werden können, ist nicht neu. Bisher waren diese künstlichen Lehrkräfte allerdings nicht in der Lage, persönliche, einfühlsame und menschliche Regungen zu produzieren und zu zeigen. Eben solche Qualitäten, die (idealerweise) eine/n LehrerIn aus Fleisch und Blut auszeichnen. Ebensowenig konnten die bisherigen Roboter mit den SchülerInnen interagieren und sie zum Lernen motivieren.
Das wollen die am EMOTE Projekt beteiligten ForscherInnen nun ändern. Um herauszufinden welches die hilfreichste Möglichkeit für den Lernprozess ist, testen die WissenschaftlerInnen, die Lernsituation mit künstlichen Lehrkräften, die nur virtuell per Computer zur Verfügung stehen und mit Robotern, die vor Ort sind: In mehreren europäischen Ländern werden also tatsächlich bald Roboter als Lehrkräfte getestet, die in der Geografiestunde Umweltschutz unterrichten.
Ob Mister und Mistress Robot bald wohl zu den beliebtesten Lehrkräften gehören, weil sie ihre Zöglinge besser verstehen als alle LehrerInnen vor ihnen? Wir sind gespannt!
Autorin / Autor: Pressemitteilung/ Redaktion - Stand: 8. Januar 2013