Heldenhaft
Autor: Andreas Thamm
Andi und Ferdi führen eher durchschnittliche Leben. Sie zocken gerne, gehen nicht ganz so gern zur Schule und bauen manchmal Mist. Aber nicht wie Mitch. Denn Mitch dreht häufig wirklich krumme Dinger und ist deswegen auch in den Knast gewandert. Doch das ist jetzt vorbei und Mitch ist wieder da, bereit, den letzten Sommer vor ihrem Schulabschluss gemeinsam mit Andi und Ferdi zu verbringen. Wobei die beiden noch gar nicht so genau wissen, was sie von Mitchs Rückkehr und seinen waghalsigen Plänen halten sollen. Während Andi sich in Lea verliebt hat, die vor einiger Zeit im Haus nebenan eingezogen ist, ist Ferdi schon seit geraumer Zeit in die große Schwester von Andi verschossen. Der Sommer verspricht also, alles andere als langweilig zu werden…
Normalerweise bin ich ziemlich gut darin, Bücher schnell einzuschätzen und nach etwa 50 Seiten weiß ich meist, was ich von einem Buch halte und was mich noch erwartet. Doch dieses Buch hat mich überrascht: Das erste Drittel etwa hat mir gar nicht gefallen. Die Sprache war mir an vielen Stellen zu vulgär um authentisch zu wirken und die Verhaltensweisen der verschiedenen Akteure haben nicht zu ihrem Alter gepasst. Teilweise hatte ich den Eindruck, es geht um Jungs die etwa 12 Jahre alt sind und nicht um Teenager, die kurz vor ihrem Abitur stehen. Doch etwa bei der Hälfte hat sich dieser Eindruck völlig gewandelt: Die Kraftausdrücke und Schimpfwörter sind einer witzigen und geistreichen Sprache gewichen, die wesentlich besser zu Andis Charakter passt. Seine Gedankengänge sind erfrischend und wirken viel „echter“ als die pubertäre Sprache, die zuvor unangenehm dominiert. Sprachlich hat mich das Buch gegen Ende also wirklich begeistert, ich habe beim Lesen oft geschmunzelt und manche Sätze einfach nur bewundert. Inhaltlich blieb die Kehrtwende leider aus. Ohne hier zu viel zu spoilern muss ich sagen, dass ich auch die gegen Ende aufkommende „Problemlösung“ für einen 17-Jährigen absolut albern finde. Allgemein hat mich die Geschichte sehr an „Wir sind nicht zu fassen“ von Kurt Dinan erinnert; die Atmosphäre ist ähnlich locker, die Geschehnisse ähnlich trivial.
Würde ich dieses Buch weiterempfehlen? Ja, vorausgesetzt der Lesende wünscht sich eine leichte Lektüre, kann über einige vulgäre Episoden hinweg sehen und findet Gefallen an einem jugendlich-witzigen und gleichzeitig charmanten Schreibstil. Ist es für mich ein Meisterwerk, das mich tief berührt und zum Nachdenken gebracht hat? Nein. Wirklich nicht. Aber manchmal reicht es ja auch, wenn ein Buch uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert.
*Erschienen bei Magellan*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 1. März 2019