Heute hier, morgen dort - Salut an Hannes Wader
Philipp Poisel, Bosse & Co huldigen dem deutschen Liedermacher
„Hannes Wader? Wer ist das denn? Nie gehört.“ Den meisten unserer Generation ist der betagte Herr, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte, nicht wirklich ein Begriff. Es sei denn, man war bei den Pfadfindern und erinnert sich an das Lied „Heute hier, morgen dort“. Unsere Eltern kennen Wader wahrscheinlich eher. Nichtsdestotrotz ist der deutsche Liedermacher es wert beachtet zu werden, denn seine Texte sind nach wie vor up-to-date, wie einige junge Künstler mit dem Debut-Album „Heute hier, morgen dort“ bewiesen. Ein „Salut an Hannes Wader“ – ein schöneres Geburtstagsgeschenk kann man sich eigentlich nicht wünschen!
Was einst überwiegend mit Konzertgitarre und klassischer Liedermacherstimme vorgetragen wurde, erhält nun einen neuen Anstrich. Abwechslungsreich, poppig bis rockig mit einer angenehmen Brise Jazz. Zu den neuen Interpreten gehört zum Beispiel Philipp Poisel, der zuletzt mit dem Titel „Eiserner Steg“ des Soundtracks von „What a man“ in den Charts war. Mit seiner leicht melancholischen Stimme verleiht er dem Lied „Heute hier, morgen dort“ einen stilvollen, nachdenklichen Touch. Die zweite Version des Liedes, die von Blind Slime vertont wurde, ist dagegen rockig bis fetzig. Mit seiner rauen Stimme könnte Blind Slime auch bei einem Poetry Slam auftreten und würde Hannes Wader damit alle Ehre erweisen. Schon cool, wie unterschiedlich ein Lied interpretiert werden kann! Pohlmann steckt das Lied „Charley“ in ein Western-Outfit. Auf der Bühne könnte er gut in Cowboy Stiefeln und Hut stehen, ohne dass er Hannes Wader damit ins Lächerliche ziehen würde. Etwas ruhiger sind Lieder wie „Unterwegs nach Süden“, dem sich der Revolverheld Sänger Johannes Strate angenommen hat oder Tiemo Hauers Version „Am Fluss“, das übrigens mein absoluter Favorit des Albums ist. Schlicht und einfach: eine wunderschöne Klavierbegleitung und die klare Stimme von Tiemo! Glasperlenspiel und Das Bierbeben bevorzugten eher die digitale Pop-Variante, die theoretisch auch im Club zum Tanzen animieren würde. Der finale Track „Kokain“ hat nichts mehr mit dem Originaltitel gemein. Der einstige Gassenhauer klingt nun wie ein Techno-Dubstep-Remix, dank einem mysteriösen Apfel S, über den ich leider keine weiteren Informationen gefunden habe. Ist aber auch nicht so wichtig, interessant wäre, was Hannes Wader von diesem leicht abgefahrenen Remix hält. Ich find ihn jedenfalls amüsant.
Mein Fazit: Die Redensart „Old but gold“ trifft für das Debut-Album voll und ganz zu, vor allem weil die alten Schätze in neuer Hülle erst so richtig glänzen!
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Autorin / Autor: cherrymerry - Stand: 9. Juli 2012