Hier ist es immer noch schön

Autorin: XiXi Tian

Annalie wohnt mit ihrer Mutter in einer amerikanischen Kleinstadt. Ihre Mutter ist Chinesin, ihr Vater Amerikaner, er hat die Familie jedoch verlassen. Eigentlich liebt Annalie das Leben in ihrem Heimatort und ist deshalb zutiefst erschüttert, als sie eines Tages nach Hause kommt und ihr Garagentor unübersehbar rassistisch beschmiert vorfindet. „Schlitzaugen“ prangt dort in leuchtend roter Schrift. Noch vollkommen unter Schock ruft sie ihre Schwester an, die im weit entfernten New York studiert und bittet sie, nach Hause zu kommen. Denn Margaret war schon immer die, die alles geregelt hat.
Doch als sie tatsächlich auftaucht, wird es erst richtig belastend. Denn während Annalie diese Beleidigung am liebsten vergessen und ihr Leben normal weiterleben würde, ist Margaret wild entschlossen, den oder die Täter ausfindig zu machen und geht damit sogar an die Öffentlichkeit.
Ein Problem jagt nun das nächste und beide Schwestern kämpfen mit ihrer Identität und den Konflikten, die mit ihrer Herkunft einhergehen.

Meine Meinung zum Buch

„Hier ist es immer noch schön“ von XiXi Tian ist in meinen Augen ein Buch, das unbedingt gelesen werden sollte. Es handelt von Rassismus, aber nicht nur von dem offensichtlichen, der mit der Beleidigung am Garagentor zusammenhängt, sondern auch von den „alltäglichen“ Situationen, denen Menschen asiatischer Abstammung ausgesetzt sind, wenn sie in einem nichtasiatischen Land leben. All diese Dinge werden eingewoben in die Lebensrealität der beiden Schwestern und ihrer Mutter, was ich noch eindrücklicher fand, als wenn es nur allein um den Garagenvorfall gegangen wäre.
Annalie wird ihre Identität im Grunde mehrfach abgesprochen, weil sie „ja gar nicht asiatisch aussieht“, was aber natürlich nichts daran ändert, dass sie es ist. Margaret hingegen sieht man ihre Herkunft deutlich an, weshalb sie noch mehr Anfeindungen ausgesetzt ist.
Ich fand auch den Aspekt des Datings als asiatische Person spannend. Zudem ist es einfach schockierend, sich vorzustellen, dass manche Menschen vermutlich wirklich glauben, ihr Verhalten wäre nicht rassistisch, obwohl es das offenkundig ist und es mit absurden Begründungen relativieren wollen. Oder noch schlimmer: Vielleicht wissen sie es sogar, es ist ihnen aber egal. Auch das wird im Buch behandelt und hat mich stellenweise wirklich wütend und fassungslos gemacht. Es werden auch einige Aspekte aufgezeigt, die man als nichtbetroffene Person vielleicht so gar nicht auf dem Schirm hat – angefangen bei Hänseleien wegen des Essens, das asiatische Kinder zur Schule mitnehmen. (Was zur Hölle?! Kinder können so fies sein). Neben all diesen Themen begleitet man Annalie und Margaret aber auch auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden und es werden typische Situationen miteinbezogen, in die man als Jugendliche oder junge Frau dabei geraten kann. Das alles in Kombination mit dem sehr guten Schreibstil macht das Buch für mich zu einer dicken Empfehlung für alle, die sich für die Thematik des anti-asiatischen Rassismus sensibilisieren und gleichzeitig einen wirklich tollen, einfühlsamen und lebendigen Roman lesen wollen.

*Erschienen bei Carlsen*

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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 16. Januar 2024