I can see u
Autor: Matthias Morgenroth
Marie ist eine ganz normale Teenagerin in einer ganz normalen Klasse an einer ganz normalen Schule. In ihrer Klasse gibt es weder besondere Zwischenfälle, noch großartige Streitigkeiten.
All das ändert sich, als der mysteriöse Ben in diese Gruppe kommt und das ruhige Alltagsleben der Schülerinnen und Schüler aufgemischt wird. Im Klassenchat werden private und sogar gefakte Bilder geteilt, schlechte Scherze kommen auf und sogar Geheimnisse sind nicht mehr sicher.
Bald beginnt die Protagonistin zu ahnen, dass es sich nicht um einen dummen Streich oder ein Versehen handelt, es muss mehr dahinterstecken. Doch wer würde absichtlich Freundschaften zerstören, Menschen beschämen und an der ganzen Schule Chaos stiften. Eines weiß Marie aber genau, Ben, IHR Ben, in den sie sich vom ersten Moment an verliebt hat, kann damit nichts zu tun haben – auch wenn er sich zeitweise reichlich seltsam verhält. Eine abenteuerliche Suche nach der Wahrheit beginnt.
Leide fällt es mir schwer, diesem Roman, den ich mit viel Neugierde erwartet habe, viel Positives abzugewinnen. Meines Erachtens sind die Figuren flach und leicht durchschaubar, die Lösung des Mysteriums liegt auf der Hand und viele Abschnitte sind unnütz für die Handlung.
Beginnen wir vorne. Maries Liebe zu Ben, die sich schnell entwickelt hat, ist gut dargestellt. Allerdings erinnert sie mich sehr an Nathanaels überstürzte Gefühlsansammlung für Olimpia in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ – ein Vergleich, der nicht unbedingt positiv für eine junge, dynamische Protagonistin ist. Was mir dennoch gut gefallen hat, ist die Tatsache, wie Marie zum Ende des Romans hin mit ihren Gefühlen umgeht, wenngleich das nicht zu sehr ins Gewicht fällt.
Auch die vielen Nebenhandlungsstränge, die der Autor zu Beginn aufzeigt, stoßen bei mir auf große Begeisterung. Leider verschwinden viele von ihnen jedoch wieder in der Masse des Hauptkonflikts, was mich wiederum enttäuscht hat. Wie geht es jetzt mit Elli und ihrem Exfreund weiter, was passiert mit Lehrer Bachmann und wie geht die Klasse mit der endgültigen Klärung der Umstände um? All diese Fragen und weitere bleiben unbeantwortet.
Gegen den Schreibstil des Autors lässt sich nichts sagen, denn der Roman lässt sich sehr flüssig und angenehm lesen, wie ich finde. Einzig die unendlich vielen „Forshadowing“-Elemente und eingeschobenen Mails zweier anonymer Identitäten, deren Sinn sich mir langfristig nicht erschließt, empfinde ich als störend, aber ertragbar.
Schwieriger finde ich dagegen den Umgang damit, dass das Ende des Romans vor den eigentlichen Roman gestellt wurde – nachdem das ganze Buch mehr oder minder vorhersehbar war, ging für mich damit die komplette Spannung, die andernfalls vielleicht aufgekommen wäre, schon vor dem eigentlichen Beginn verloren.
*Mein Fazit:* Schade. Gute Idee, Potenzial beim Autor und doch ein für mich als miserable Umsetzung empfundenes Endprodukt.
*Erschienen bei Coppenrath*
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Autorin / Autor: Alina - Stand: 11. März 2019