Ich mag Regen
Autor: Marvin Ruppert
Der Autor Marvin Ruppert verspricht uns zwischen den Buchdeckeln dieser kostbaren Kurzgeschichtensammlung, die gerade mal so groß ist wie meine Hand und somit, selbstverständlich, hinreißend handlich, 21 traurige Liebesgeschichten aus seinem Leben.
In Wirklichkeit wirft der nebenberufliche Slam-Poet uns beißend ironische, durchgedrehte Situationskomik um die Augen. Und die Ohren meiner Sitznachbarn in Café und U-Bahn hören mein hysterisches Auflachen. Dass Liebeskummer und Liebesintoleranz für den Betroffenen tragisch, für den außenstehenden Leser jedoch zutiefst amüsant und tröstlich sein können, beweisen diese 128 Seiten.
Ob Anna oder die Schwedin Elin, seine verstorbene Schildkröte oder die strickende Unbekannte oder schönste Mädchen der Grundschule, Marvin Ruppert betet schöne attraktive hübsche Frauen und Lebewesen an (meistens bleibt es dann auch dabei). Es scheint zwar parallel einige weibliche Groupies zu geben, nur halt leider nicht wegen seiner Poetry-Slam-Person, sondern begründet in seiner interessanten Haarpracht, so Ruppert nach eigenen Angaben.
Für meinen Begriff schaffen es zwei Arten von Beruflern, fantastische Romane zu konstruieren, egal ob Haarpracht oder nicht: Journalisten und Slammer. Marvin Rupper besitzt genau diesen Wortwitz und baut seine feinen Pointen so sympathisch in die Präsentationen seines persönlichen Liebesscheiterns ein, dass man seine Verflossenen zwar verstehen kann, sowie zeitgleich mit ihm fühlt, Marvin aber weiteren Kummer wünscht, irgendwie, damit da noch mal so tolle Texte zusammenkommen.
„Ich mag Regen“ ist übrigens mit einigen Besonderheiten gespickt. Zum Einen Fußnoten. Äußerst komische Fußnoten. Dann Regenschirme. Überhaupt, das Cover, die Illustrationen von Grafikerin Tanja M.Gleiser sind ein Hingucker. Und man kann die Schirme ausmalen und Marvin Ruppert auf seinem Blog bei wordpress ein Beweisfoto schicken. Falls ihr euch langweilt, da es draußen mal wieder stürmt, schneit oder eben plätschert.
Oder ihr müsst plötzlich auf die Toilette, ein Bedürfnis, dass sich sicher bald einstellen wird, in diesem speziellen Falle könnt ihr auch umgangssprachlich sagen: „Ich geh mal gucken, ob's regnet.“ Und dann nehmt ihr euch dieses A6-Buch mit. Und fahrt die Melancholie-Himmelhochjauchzend-zu-Tode-btrübt-Achterbahnfahrt inklusive Regenschirm, während ihr Tränen lacht.
Und wer gar nicht genug bekommt? Findet nach dem "Schluss"-Wort noch eine versteckte weiterführende Erzählung, die gewöhnlicher Weise zusammen mit Poetry-Slammer Alex Burkhard vorgetragen wird. Ein Schmankerl!
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Autorin / Autor: Genna - Stand: 27. Januar 2014