Ausgrenzung tut weh
Schon mangelnder Blickkontakt verursacht ein Gefühl der Abkopplung
Fühlt ihr euch auch unwohl, wenn jemand durch euch hindurchsieht als wärt ihr Luft? So tut, als wärt ihr gar nicht da. Euch nicht mal einen kleinen Blick schenkt? Kein Wunder, denn ignoriert zu werden, schmerzt, selbst wenn es Fremde sind, die einen einfach nicht wahrnehmen wollen. Das meint Eric D. Wesselmann von der Purdue University, der gemeinsam mit KollegInnen untersucht hat, welche kleine Zeichen der Abweisung oder Aufmerksamkeit es braucht, um sich ausgegrenzt oder angenommen zu fühlen.
In der Psychologie ist bekannt, dass Menschen das Gefühl der Zugehörigkeit und sozialen Verbundenheit brauchen, um glücklich zu sein. Dieses Bedürfnis kann schon durch eine freundliche Nachbarin, einen Chor oder eine Bastelgruppe ausreichend befriedigt werden. Die ForscherInnen wollten nun herausfinden, ob auch noch kleinere Gesten und Anlässe genügen, das Grundbedürfnis des Menschen nach Verbundenheit zu erfüllen. In einem Experiment auf einem belebten Campus überprüften sie das.
Dazu suchten sich die Wissenschaftler einen belebten Weg und pickten sich eine Person heraus, an der sie vorbeigingen. Dabei suchten sie wahlweise Augenkontakt, lächelten oder blickten der Person ins Gesicht, ohne sie wirklich anzuschauen - gerade so, als wäre sie Luft. An einer anderen Stelle des Weges wurde die auf diese Weise beachtete oder ignorierte Person von einem weiteren Teammitglied dazu befragt, wie ausgegrenzt sie sich in den letzten Minuten gefühlt hatte. Dabei zeigte sich, dass schon dieser kleine Moment des Ignoriertwerdens von einer völlig fremden Person ausgereicht hatte, um bei den Betroffenen ein Gefühl des Abgetrenntseins zu erzeugen. Wer Augenkontakt - mit oder ohne Lächeln - genießen durfte, fühlte sich hingegen deutlich weniger abgekoppelt.
Die ForscherInnen zeigten sich beeindruckt von der Macht des Effekts. Schon eine kleine, punktuelle Missachtung durch eine fremde Person gibt uns ein schlechtes Gefühl. In anderen Studien war schon gezeigt worden, dass selbst die Ausgrenzung durch Menschen, mit denen man eigentlich sowieso lieber nichts zu tun haben möchte, schmerzt. Und dieser Schmerz ist mit tatsächlichem physischen Schmerz vergleichbar, denn es werden bei beiden die gleichen Hirnregionen aktiviert.
Aus dieser und vergleichbaren Studien kann man ablesen, welch mächtige Waffe Missachtung sein kann. Wird sie langfrsitig eingesetzt, kann sie bei den Betroffenen ernsthafte psychische Schäden nach sich ziehen.
Ehe ihr also andere wie Luft behandelt - sei es um sie zu strafen oder einfach nur, weil sie euch gleichgültig sind - seid euch bewusst darüber, dass ihr ihnen wirkliche Schmerzen zufügt. Ein kleines Lächeln und ein kurzer Blickkontakt hingegen machen den Tag für alle Beteiligten angenehmer. ;-)
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 25. Januar 2012