Fake News sind derzeit in aller Munde und sie werden gefürchtet, denn gezielte Desinformation kann Wahlen beeinflussen, unschöne gesellschaftliche Stimmungen produzieren oder im schlimmsten Fall ernsthafte Konflikte und sogar Kriege heraufbeschwören. Darum rätseln derzeit alle, was man ihnen entgegensetzen kann (oder auch, wie sie sich für seine eigenen Zwecke nutzen lassen).
Wissenschaftler_innen der Cambridge University haben nun herausgefunden, dass Warnungen vor Fake News eine Art Impfeffekt haben können. Wer weiß, dass gefälschte Nachrichten im Umlauf sind und über ihre Mechanismen Bescheid weiß, der ist auch besser davor geschützt, ihnen zum Opfer zu fallen. Falschinformationen seien "klebrig" und verbreiteten sich wie ein Virus, erklären die Forscher_innen, was läge also näher, sie auch wie einen Virus zu bekämpfen.
Die Forscher_innen um Sander van der Linden haben ihre "Impfung" in ihrer Untersuchung am Beispiel der Klimawandel-Diskussion erprobt. In der Wissenschaft gibt es einen großen Konsens darüber, dass der Klimawandel menschgemacht ist. Dennoch gab und gibt es auch immer wieder Diskussionen darum und Menschen, die ihn leugnen, angefeuert von angeblichen Studien, die das Gegenteil bewiesen haben wollen.
2.167 Testpersonen wurden nun zu Rate gezogen. An ihrem Beispiel wollten die Forscher_innen ablesen, wie sehr falsche Meldungen die ursprüngliche Meinung einer Person beeinflussen können. Sie sollten zunächst angeben, wie sie die wissenschaftliche Einigkeit in Bezug auf die Ursachen für den Klimawandel einschätzen.
Anschließend wurde ihnen eine von zwei gegensätzlichen Positionen präsentiert: In der einen wurde auf eine anerkannte Studie verwiesen, die besagt, dass der überwiegende Teil der Wissenschaftler_innen einig ist, dass der Klimawandel durch den Menschen verursacht ist.
Die entgegengesetzte Position stützt sich auf die sogenannte Oregon-Petition, die angeblich 31.000 Wissenschaftler_innen unterschrieben hätten und derzufolge es keinen Beweis für die Auswirkungen von Treibhausgasen auf das Klima gäbe. Tatsächlich stand sie als "gefälscht" in der Kritik, unter anderem weil sie von zahlreichen Nicht-Wissenschaftler_innen und doppelt unterzeichnet worden war.
Nachdem die Testpersonen eine der beiden Positionen gelesen hatten, sollten sie erneut ihre Einschätzung geben, wie sie den wissenschaftlichen Konsens unter Klimaforscher_innen einschätzen. Hatten sie die Studie über die wissenschaftliche Einigkeit gelesen, so stieg auch ihre Einschätzung des wissenschaftlichen Konsens um 20%, hatten sie die Oregon-Petition gesehen, so sank sie um 9%.
Hatten sie erst die Konsens-Studie gesehen, dann die Petition, blieb ihre zuerst genannte Einstellung nahezu unverändert, was zeigt, dass eine falsche Meldung den Überzeugungseffekt einer richtigen Meldung überdecken kann.
Nun testeten die Wissenschaftler_innen ihren "Impf-Effekt", indem sie den Testpersonen zwischen der ersten Information und der zweiten klimaskeptischen Information eine allgemeine Warnung vor Fake-News einstreuten.
Nun hatte die Falsch-Meldung wieder weniger Gewicht. Noch besser gelang das, wenn detaillierte Informationen über die Art der Informationsmanipulation gegeben wurde.
Wenn die Testpersonen erfuhren, dass zahlreiche Fachfremde die Petition unterschrieben hatten, waren sie eher geneigt, sich von den Aussagen der "richtigen" Studie überzeugen zu lassen. Für die Forscher_innen ein Hoffnungsschimmer, dass Menschen bereit sind, ihre Einstellung zu ändern, wenn sie entsprechend informiert werden.
Kurz: Aufklärung darüber, wieso, weshalb, warum und auf welche Weise uns gefakte News untergejubelt werden sollen, hilft uns, diesen nicht voreilig Glauben zu schenken. So weit, so gut. Leider sagt die Studie dennoch rein gar nichts darüber aus, wie man Fake News überhaupt erkennt, wer bestimmt, was die "Wahrheit" ist und ob eine solche Fake-News-Impfung nicht auch andersherum genutzt werden kann, so dass man am Ende Fakten in Zweifel zieht und stattdessen lieber Lügen als Wahrheit anerkennt?
Schließlich haben wir ja auch gerade von Donald Trumps Pressesprecherin gelernt, dass es neben Fakten und Lügen auch so etwas wie "alternative Fakten" gibt. Ob dagegen eine Fake-News-Impfung hilft?
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 25. Januar 2017