In 300 Jahren vielleicht
Autor: Tilman Röhrig
Ein kleines Dorf im Jahre 1641 wird immer und immer wieder auf grausamste Art und Weise von dem 30 jährigen Krieg heimgesucht. Eggebusch liegt in Deutschland und mehrere Male überfallen Soldaten das beschauliche Dörfchen und stehlen, vergewaltigen und morden. In diesem Dorf lebt auch der 15-jährige Jockel, der mit seiner Familie versucht Hunger, Krankheit und das viele andere Leid, das der Krieg mit sich bringt, zu überleben.
In dem Jugendbuch „In 300 Jahren vielleicht“ von Tilman Röhrig geht es um die fünf letzten Tage dieses Dorfes. Zweimal wird es in diesen wenigen Tagen von den brutalen Soldaten heimgesucht. Die Bewohner Eggebuschs, die sich schon fast an die Angriffe gewöhnt haben, heben Türen und Fenster aus ihren Häusern, um sie unbewohnt wirken zu lassen. Sie schmieren ihren Frauen und Töchtern Dreck ins Gesicht, um sie für die Soldaten unattraktiv zu machen.
Diese Vorbereitungen treffen sie kurz vor diesem ersten Angriff, und so bleiben die meisten Bewohner verschont. Doch beim zweiten Mal sind die Bewohner nicht vorbereitet, und so haben sie keine Chance gegen die Horde Soldaten.
Am Ende überlebt durch viel Glück nur eine einzige Familie.
144 Seiten ist das Jugendbuch lang, und von einem personalen Erzähler erzählt. „In 300 Jahren vielleicht“ ist als Jugendbuch gedacht, und dem würde ich auch zustimmen. Allerdings erst für Jugendliche ab dreizehn Jahre, da die grausamen Seiten dieser Zeit sehr bildlich und genau beschrieben sind. Der Autor lässt kein unschönes Detail aus, um seinen Lesern die Kriegszeit im Jahre 1641 näher zu bringen.
Das Buch ist keine leichte Nachmittagslektüre, sondern ein Buch das viel Aufmerksamkeit verlangt und durch Röhrigs' Schreibweise auch bekommt. Man muss beim Lesen sehr genau sein, um die Fülle der Namen und Charaktere nicht durcheinander zu bringen. Trotz des schwer verdaulichen Themas habe ich das Buch in einem Stück durchgelesen, was vielleicht mit der Andeutung einer Liebesgeschichte zwischen Jockel und der schüchternen Katharina zusammenhängt. Diese Entwicklung zwischen den beiden Jugendlichen fügt dem Buch den davor noch fehlenden Faktor „Liebe“, der zu jedem Jugendbuch gehört, hinzu.
Ich kann das Buch jedem Geschichtsinteressiertem, der mehr über das Leid der Menschen damals erfahren möchte, ans Herz legen. Trotzdem ist das Buch nichts für zartbesaitete Leser, da es doch einige sehr grausame und brutale Stellen gibt. Im Großen und Ganzen ein toll geschriebenes Buch über ein Thema über das man nicht genug wissen kann.
*Erschienen bei: Arena life Verlag*
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Autorin / Autor: anna95 - Stand: 19. September 2013