Ist doch klar, wer das war
Forscher wollen Einfluss von Krimis auf die Gesellschaft untersuchen
Normalerweise redet ja alle Welt über den Einfluss, den Internet und Computerspiele auf unsere Psyche und die Gesellschaft im Allgemeinen haben. Aber welche Macht eigentlich der allabendliche Krimikonsum auf die Menschen hat, der Mord und Totschlag zur Unterhaltung zeigt, wird selten problematisiert. Das wollen Kommunikationswissenschaftler der Universiät Duisburg Essen nun ändern. Sie planen ein neues Projekt mit dem Titel „Die Mediatisierung der Sicherheitspolitik. Governing Through Media Crime?“. Die Fragen, mit denen sie sich in der Studie beschäftigen wollen sind zum Beispiel: Werden Zuschauer zu potenziellen Detektiven, die den Polizisten demnächst erklären, wie sie ihren Job machen sollten? Und lernen Ganoven durch Serien wie CSI:Miami oder Crossing Jordan, wie sie künftig noch raffinierter betrügen? Das sind nur zwei der unterschiedlichen Ansätze, die das Team um Prof. Dr. Jo Reichertz beschäftigen.
*Der CSI-Effekt*
Dabei beziehen sie sich auf den sogenannten „CSI-Effekt“, der besagt, dass unser Bild von den Ermittlern und der Aufklärungsmethoden davon beeinflusst wird, wie uns das Fernsehen allabendlich Kriminalfälle präsentiert: Punktgenau – innerhalb einer Dreiviertelstunde – ist auch der komplizierteste Fall gelöst. Anscheinend nehmen viele die dargestellten Methoden der Spurensicherung als bahre Münze und übertragen ihr forensisches „Wissen“ oftmals in den Alltag. So glauben US-amerikanische Forscher herausgefunden zu haben, dass der „CSI-Effekt“ sogar dazu führt, dass in den USA Geschworene inzwischen regelmäßig eine DNA-Analyse fordern - sie gelte mittlerweile als Allheilmittel, um die Täter zu entlarven. So eröffnen Anwälte ihre Plädoyers denn auch immer häufiger mit dem Satz: „Wir sind hier nicht bei CSI“.
*Krimis beeinflussen Gesellschaft*
Die Frage, die die Duisburg/Essener Kommunikationswissenschaftler interessiert ist, ob und wie auch hierzulande die Medien durch ihre forensischen Formate die Gesellschaft gestalten. Wie stark ist ihr Einfluss, wenn es um Themen wie die "innere Sicherheit" geht? „Wir vermuten, dass die tiefgreifende Mediatisierung auch in der Kriminalität neue Handlungsrahmen, Normen und Orientierungsmuster schafft – für alle Akteure“, fasst Professor Reichertz den Forschungsansatz zusammen.
In einem ersten Schritt wollen sie die TV-Serien und ihre Botschaften analysieren, und anschließend sollen Experteninterviews zeigen, welche Rolle die Medien (z.B. Fernsehsender, Produktionsfirmen) bei der Aufklärung von Verbrechen spielen. Doch nicht nur JournalistInnen und ProgrammdirektorInnen werden befragt, sondern auch StaatsanwältInnen, PolizistInnen und ForensikerInnen.
Wir sind gespannt, was dabei herauskommen wird!
Seid ihr auch schon Hobby-Detektivinnen?
Mehr zu Mord und Totschlag in den Medien auf LizzyNet ;-)
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 10. Januar 2013