Je lauter die Stille
Autorin: Lena Luisa Leisten
Mich hat immer gewundert, warum es so wenige Romane zu Themen gibt, die Menschen in ihren Zwanzigern beschäftigen. Bei Lena Luisa Leistens Roman jedoch erleben wir den Alltag von unterschiedlichen Frauen in ihren frühen Zwanzigern.
Der Roman beginnt mit einem Eindruck von Milas Leben. Mila ist Studentin und hat eine Wohnung im selben Haus wie ihre Mutter. Ihr fällt es sehr schwer, sich auf das zu konzentrieren, was ihr wirklich wichtig ist. Sie ist trotz scheinbar behütetem Umfeld orientierungslos und eher passiv. Sie hat jedoch einige langjährigen guten Freundinnen, von denen wir immer mehr Details und Eigenschaften erfahren.
Der Roman schafft es, die Freundinnen lebhaft und interessant zu skizzieren. Da ist Fanny, die exzentrisch ist und schauspielert. Emma, die ein Faible für Design hat und Mona, die Jura studiert und immer direkt Dinge ausspricht.
Mit ihren Freundinnen geht sie zu Ausstellungen, tanzen oder auf einen Kaffee ins Berliner Hipster-Café und findet in ihnen auch Halt. Konflikte bleiben bei den Vieren aber auch nicht aus, sie wachsen jedoch auch daran und lernen sich noch besser kennen.
Mila ist eine sehr gute Beobachterin und durchaus kritisch. Sie hat ihre eigene Stimme und Meinung, muss aber noch lernen, diese auch einzusetzen. Sie ist eher verschlossen und das ganze wird nicht besser, als sie ein Geheimnis ihres Vaters erfährt, das sie sehr mitnimmt. Sie versucht, alles mit sich selbst auszumachen, flüchtet gleichzeitig vor Menschen die ihr wichtig sind, will keine wahre Nähe zulassen. Insbesondere bei Robin, der sie toll findet, aber auch mitbekommt, wie sie immer wieder aus Situationen flüchtet, merkt sie, dass sie sich irgendwann gegen ihre Ängste stellen muss.
Irgendwann spitzt sich bei Mila aber alles zu, alles das sie in sich verschließt, wächst ihr über den Kopf. Es hilft nur noch die Flucht nach vorne und sie merkt schließlich, dass sie sich auf ihre Freundinnen verlassen kann.
Gegen Ende des Buches erwartet einen dann nicht mehr ganz so leichte Kost...
An „Je lauter die Stille“ hat mich das alltägliche Leben der twentysomethings mit ihren Gefühlen, Plänen aber auch Zweifeln besonders angesprochen. Familie, Beziehung, Freunde, Beruf, all das prasselt in den Zwanzigern auf die jungen Frauen ein. Sie finden ihren Weg hindurch, indem sie offen zueinander und mutig sind.
Was mich etwas gestört hat: es sind einige Eigennamen falsch und es finden sich hier und da Rechtschreibfehler. Ansonsten ist es aber ein tolles Buch über Freundschaft, Erwachsenwerden und voller aktueller Themen, die junge Menschen beschäftigen.
*Erschienen bei dtv Junior*
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Autorin / Autor: Verena - Stand: 5. November 2021