Jene Nacht ist unser Schatten
Autorin: Amy Giles
Aus dem Amerikanischen von Isabel Abedi
Den Jugendroman „Jene Nacht ist unser Schatten“ von Amy Giles, welcher aus dem Englischen von Isabel Abedi übersetzt wurde, umfasst 381 Seiten und ist bei cbt erschienen. Die Autorin Amy Giles hat bereits das Buch „Jetzt ist alles, was wir haben“ geschrieben, welches ihr Erstlingswerk ist.
In diesem Roman geht es um die 17-jährige Jess und den 18-jährigen Lucas. Beide Jugendliche haben jeweils ihren älteren Bruder in derselben Nacht bei einer Massenschießerei verloren. Ein Jahr nach den Todesfällen versuchen beide mit dem Verlust klarzukommen. Doch Lucas fühlt sich von seinen Eltern und ihrer Sorge um ihn erdrückt, während Jess sich von ihrer an Depressionen erkrankten Mutter alleingelassen fühlt. Als die beiden sich näher kennenlernen, haben sie das Gefühl, dass der andere sie versteht und weiß, was sie durchgemacht haben und mit der Zeit verlieben sie sich ineinander. Amy Giles versucht in ihrem Werk vor allem zu zeigen, wie sich die Überlebenden fühlen und wie Lucas und Jess gemeinsam lernen, ihr Leben weiterzuleben.
Besonders spannend und von Amy Giles ausgezeichnet und nicht gezwungen dargestellt finde ich, dass beide zwar zum Teil das gleiche Schicksaal haben, aber ihre Situation dennoch ganz anders ist. Lucas bekommt zu viel Aufmerksamkeit seitens seiner Eltern und versucht mit der ihm erdrückenden Schuld klarzukommen, während Jess sehr einsam ist und durch ihre sie im Stich lassende, trauernde Mutter alles allein auf die Reihe kriegen muss.
Ich habe dieses Buch geliebt, während ich es gelesen habe, auch wenn ich länger gebraucht habe, um richtig reinzukommen. Der Schreibstil ist großartig und mir gefällt auch sehr gut, dass aus den beiden Sichten der Protagonisten geschrieben wurde und man so sehen konnte, wie sich die beiden gesehen haben und wie sie von anderen gesehen wurden. Es ist besonders schön zu sehen, wie Lucas und Jess sich immer besser kennenlernen, sich näherkommen und sich immer mehr anvertrauen. Gerade weil die Autorin hauptsächlich auf die Charaktere, ihren Umgang mit dieser schrecklichen Situation und ihre Entwicklung eingegangen ist, stehen diese im Fokus und nicht die grauenvolle Person, die das Attentat angerichtet hat. Es geht mehr darum, wie die Betroffenen weiterleben und versuchen, mit sich selbst zufrieden zu sein und nicht um Hass auf den Schuldigen.
Ich persönlich mochte das Buch sehr, auch wenn es nicht durchgehend spannend war. Es hat viele aufregende Momente, ist großartig zu lesen, aber besonders wichtig ist, wie schon erwähnt, die Entwicklung der Protagonisten, durch das tragische Ereignis vor dem Buch. Mich hat die ganze Geschichte so berührt und ich habe mit den Beiden mitgefiebert, dass sie trotz dieses Ereignisses vorwärts gehen werden. Daher kann ich das Buch allen Jugendlichen ab 14 Jahren empfehlen, die eine sehr berührende Liebesgeschichte, die in die Tiefe geht und einen berührt, lesen möchten.
*Erschienen bei cbj*
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Autorin / Autor: Amelie - Stand: 12. Juli 2021