Jennifer Rostock - Live in Berlin
Selbst sattgesehen an halbherzig zurechtgeschobenen Konzertmitschnitten suchte die Band nach einer Möglichkeit, den Fans ein Spektakel zu bieten, das ihrer jahrelange Treue sowie den eigenen Ansprüchen gerecht wurde.
Knarren. Tickendes Geräusch, eine jubelnde Menge Stimmen, düsterer Bass ... - Das sind meine allerersten Eindrücke von der „ Live in Berlin – CD“ von der Band Jennifer Rostock.
Mein einziges Problem an der ganzen Geschichte: zu dieser Band gibt’s zu viel zu sagen! Vielleicht aber erst einmal zum Namen: laut eigenen Angaben stammt dieser von einem Freund, der die Frontsängerin Jennifer Waist als „Jennifer Rostock“ in seinem Handy abgespeichert hatte.
Die Band besteht zudem aus Johannes „ Joe“ Walters, der sich am Keyboard austobt, aus Alex Voigt an der Gitarre, Christoph Decker am Bass und dem Schlagzeuger, Christoph Nr. 2 oder einfach „Baku“.
Aufmerksamkeit in den Medien erlangte die Band spätestens mit ihrer Teilnahme am Bundesvision -Song –Contest 2011, heute steht Album Nummer 3 an.
Seit 4 Jahren wechseln und experimentieren ‚Jennifer Rostock‘ zwischen dem Genre Alternative, Rock und Electro, Punk – und das alles auf Deutsch! Eine Hand voll einschlägiger und untergründiger deutscher Künstler haben sich die fünf für dieses Album mit ins Boot der live- Musik geholt: Jupiter Jones, Sido, Frau Potz, Egotronic und Nico.
So einiges an dieser CD ist unfassbar gelungen: Mit dem Intro am Anfang weiß man sofort, wann die superschlanke und über und über tätowierte Jennifer die Bühne betritt, ich mutmaße, wann sie mit den Hüften wackelt oder einer ihrer Bandkollegen nun ja, sagen wir blank ziehen, nämlich an den zustimmenden Rufen- was mich noch an meinem live-Konzert der Band in Berlin erinnert. Es ist erstaunlich: schon „Mein Mikrofon“, dem Eröffnungssong, singt das Publikum so laut mit, und Jennifer brüllt so laut zurück, dass man sofort in der inszenierten Parallelwelt eines Jennifer Rostock- Konzertes ankommt- ganz ohne sich die beiliegende live- DVD angesehen zu haben.
Denn schon Jennifer Rostock trällert: „ Mein Ohr geht vor“, deswegen nun zu meinen Highlights auf der CD zum „Hören“.
Bei vielen Liedern geht Jennifer so tief und mit so viel Inbrunst, Gefühl und Ausbruchstimmung in den Song rein, dass ich leicht geschockt bin, als ich nachlese und zum Beispiel erfahre, dass bei „ Es tut wieder weh“ keine spezielle Geschichte dahintersteckt. Das wäre dann auch meine einzige Kritik. Aber die unplugged –Versionen und ihre ganz subjektiv zu interpretierenden Songtexte erinnern mich daran, dass man schnell einen eigenen Draht und eine eigene Geschichte zu ihren Liedern findet.
Im Gegensatz zum Gast Felix (Frau Potz), wirkt J.R. zum ersten und letzten Mal in diesem mitgeschnitten Konzert Hand zahm, denn Felix explodiert mit seiner Stimme, doch das melodische harmoniert perfekt und macht das Lied für mich zu einem guten Ohrwurm.
Im Vergleich dazu wirkt Sido bei der neuen (und sehr gelungen) Version von „ Du willst mir an die Wäsche“ wie ein Schmusekätzchen - ein großes Plus der ganzen CD: der Spagat wird geschafft zwischen allem Unmöglichen und zeigt eine ganz neue Seite vieler Künstler und auch neue Seiten der Band an sich.
Jennifer Rostock ist eine Protestband, eine Band mit Ausstrahlung, eine Band die polarisiert- man liebt sie, oder kann gar nichts mit ihren Songs anfangen, dessen bin ich mir sicher. Jedoch auch eine Band, die sich nach so gut wie jedem Song bedankt- was sie zusätzlich sympathisch macht.
Vor allem aber, und das ist schlussendlich mein Fazit, ist Jennifer Rostock eine live-Band, und diese CD damit ein wahrer Ohren – und Augenschmaus: denn so schnell, wie die Karten mittlerweile für ihre Konzerte ausverkauft sind, werden wir, die jetzigen oder zukünftigen Jennifer Rostock Fans, mit dieser CD für beide Sinne entschädigt- und wem DVD und CD und oben geschriebenes als Argument noch nicht reichen, die finden dann in der detailverliebt gestalteten Hülle noch ein doppelseitiges Mini-Poster der Band :)
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Autorin / Autor: luisa1995 - Stand: 29. August 2012