Bücher über Freiheit und Selbstbestimmung
Die Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2016
Bild: Gestaltet von David Wiesner, Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2015
Der Herbst ist doch die beste Jahreszeit, um es sich mit einem guten Buch auf der Couch bequem zu machen. Welche Bücher du wohl als nächstes verschlingen solltest? Der Deutsche Jugendliteraturpreis könnte da als Anregung dienen. Auf der Frankfurter Buchmesse feierte dieser seinen 60. Geburtstag und die diesjährigen Preisträger. Die Kritikerjury prämierte vier Titel in den Sparten Bilder-, Kinder-, Jugend- und Sachbuch. Die Preise sind mit je 10.000 Euro dotiert.
Der mit 12.000 Euro dotierte *Sonderpreis für das Gesamtwerk* ging an Klaus Kordon, "einen außergewöhnlichen Autor, einen mit Haltung, einen, der seinen Standpunkt immer wieder hinterfragt und neu bestimmt", so die Jury. "Mit seinen genau recherchierten historischen Romanen gelingt es Kordon, die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart aufzuzeigen und Geschichte(n) aus der Perspektive der kleinen Leute zu erzählen."
Als *bestes Bilderbuch* konnte sich "Der Hund, den Nino nicht hatte" (Bohem Press) von Edward van de Vendel mit Bildern von Anton van Hertbruggen und in der Übersetzung von Rolf Erdorf durchsetzen. Die Jury lobt an diesem etwas anderen Hundebuch, dass es kindliche Wünsche und Träume sichtbar macht. Die vielschichtige und hintergründige Umsetzung lässt verschiedene Deutungen zu.
In der Sparte *Kinderbuch* wurde "Das Mädchen Wadjda" (cbt) der saudi-arabischen Filmemacherin Hayfa Al Mansour ausgezeichnet, übersetzt von Catrin Frischer. Die spannende und berührende Geschichte eines Mädchens, das beherzt seinen Traum verfolgt, schärft die Wahrnehmung für den arabischen Kulturraum. Sie zeigt, was Freiheit meint, und wie wichtig es ist, sie zu verteidigen.
Als bestes *Jugendbuch* überzeugte Kirsten Fuchs' Roman "Mädchenmeute" (Rowohlt) über sieben sehr unterschiedlich charakterisierte weibliche Heldinnen. Sie erleben in den Wäldern des Erzgebirges Grusel und reale Ängste, Gemeinschaft und Auseinandersetzung. Mit großer erzählerischer Kraft lädt das Abenteuerbuch ein zum Nachdenken über Freundschaft, die eigene Rolle in der Gruppe und darüber, was Freiheit ist.
Sieger beim *Sachbuch* ist Kristina Gehrmanns "Im Eisland. Band 1" (Hinstorff) über die Franklin-Expedition 1845, die zum Ziel hatte, einen Seeweg zwischen dem Nordatlantik und dem Nordpazifik zu finden. Gehrmann gelingt in ihrer Graphic Novel eine überzeugende Verbindung aus Sachinformation und dichter Erzählung. Die Mimik der Figuren in den detailgetreuen und realistischen Schwarz-Weiß-Illustrationen ermöglicht einen tiefen Einblick in das Seelenleben der Besatzungsmitglieder.
Die *Jugendjury* manifestierte schon mit ihren Nominierungen großes politisches Interesse. Ihren Preis in Höhe von 10.000 Euro sprach sie nun Peer Martin für "Sommer unter schwarzen Flügeln" (Oetinger) zu. Die tragische Liebesgeschichte zwischen dem syrischen Mädchen Nuri und dem Neonazi Calvin beleuchtet den Hintergrund und die Beweggründe der beiden, "basiert auf gut recherchierten Fakten und regt zur Reflexion über die aktuelle politische Lage an".
Der Deutsche Jugendliteraturpreis feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Seit 1956 wird er jährlich für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 62.000 Euro dotiert.
Seitens des Preisstifters überreichte Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, den Preisträgern die bronzene Momo. Die Preisverleihung zählt mit 1.500 Gästen aus dem In- und Ausland zu den größten Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchmesse.
Quelle
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 24. Oktober 2016