Der Roman „Ketzerschwestern“ von Arnulf Zitelmann aus dem Jahr 2011 behandelt die Geschichte zweier Schwestern vor dem historischen Kontext des 13 Jahrhunderts.
Das Buch umfasst 366 Seiten, ist im Gabriel Verlag erschienen und wurde empfohlen für das Alter 14-16 Jahre. Es geht um die Zwillingsschwestern Ina und Kathie und deren Leben in einem Schwesternhaus.
Aus Sicht der Schwester Kathie erfährt man von den Lebensumständen der beiden, Es wird geschildert, wie sie in dem Schwesternhaus groß geworden sind, nachdem Mutter und Vater gestorben sind, wie beide eigentlich gar nicht genau wissen, wer nun Kathie und wer Ina ist, und wie sie sich in verschiedene Richtungen entwickelt haben, während sie älter wurden, aber immer „ein Herz und eine Seele“ blieben.
Die Geschichte beginnt zu der Zeit, in der der Papst immer mehr „schwarze Mönche“ ausschickt, um Ketzer, Menschen mit anderen Ansichten den Glauben betreffend, zu finden und zu verurteilen und in der es auch für das Schwesternheim immer schwerer wird. Während die schüchterne und naive Kathie, die sich mit Liebe und Leidenschaft dem Garten widmet und sich nur auf ihre Pflanzen konzentrieren kann, von diesen Geschehnissen nicht viel mitbekommt, erfährt man nach und nach, dass die selbstbewusstere und klügere Ina sich immer mehr in Angelegenheiten verstrickt hat, von denen ihre Schwester eigentlich gar nichts wissen will.
Sie entfernen sich voneinander, ohne dass Kathie etwas dagegen tun kann. Für Kathie bricht ihre Welt weiter auseinander und sie verliert ihre Schwester immer mehr. Diese vertritt die Ansichten der „Ketzer“ und verbreitet deren Meinung, die Kathie nicht versteht. Trotzdem will sie ihre Schwester nicht aufgeben. Als herauskommt, dass Ina schwanger ist, steht für Kathie fest, dass sie für ihre Schwester alles aufgeben würde, um ihr nach Nürnberg zu folgen, wo diese sich bei Freunden verstecken will. Denn für Kathie steht fest: „Was auch passiert, wir sind Schwestern, das bleibt!“
*Meine Meinung*
Meiner Meinung nach ist das Beste an diesem Buch die Aufmachung. Der wirklich schöne Einband des Buches ist am Rand mit einer Art goldenem Relief versehen, und auf dem Cover ist ein Mädchen in einem einfachen Kittel abgebildet, das dem Betrachter den Rücken zugewendet hat. Der Hintergrund ist in grün gehalten. Die ersten Seiten wiederum sind mit Sätzen in alter Schrift bedruckt, und außerdem hat jedes neue Kapitel ähnliche Reliefs wie schon auf dem Einband, nur, dass es sich hierbei auf das Muster beschränkt.
Ansonsten kann ich persönlich wenig Gutes über dieses Buch sagen. Das Buch schafft es nicht, mich zu fesseln. Die Charaktere, ob Hauptpersonen oder nicht, sind im Großen und Ganzen recht flach gehalten und wenig ausgearbeitet. Bei jedem ist irgendwie ein Erlebnis aus der Vergangenheit oder ein persönliches Interesse bzw ein Hobby ausschlaggebend für den Charakter. Ansonsten wird auf weitere persönlichen Eigenschaften verzichtet, die den Menschen prägen könnten. Die Kathie mag den Garten und würde am liebsten nirgendwo anders mehr sein. Daraus ergibt sich, dass sie ein wenig naiv, weltfremd, leicht zu beeindrucken, beeinflussen und schockieren ist. Und das war es. Mehr kann man über dieses Mädchen nicht sagen. Die Ina hat lesen und schreiben gelernt und ist deswegen die Intelligente, die als einzige in dem Schwesternhaus lesen und schreiben kann, woraus man sofort schlussfolgern kann, dass sie die Einzige ist, die selbstbewusst genug ist, sich neuen Ideen zu öffnen, gegen alles zu rebellieren, wozu die Schwestern erzogen worden sind und sich von ihrem alten Leben zu lösen. Die anderen Schwestern haben alle einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, sei es ein verlorener Mann oder ein Leben als gefallene Frau, weshalb sie alle sehr fromm sind, nicht in der Lage sind zu lesen. Natürlich haben sie auch noch alle anderen Eigenschaften, die man so in einem Schwesternhaus erwartet. Demut, Sparsamkeit, Organisation, Angst vor dem Fegefeuer und so weiter. Insgesamt machen sie den Eindruck von fast weltfremden, naiven und unterwürfigen Frauen, die absolut keine eigene Meinung entwickeln können. Einzig und alleine Ina, die lesen kann und ihr ganzes Leben lang in diesem Haus verbracht hat, während die anderen Frauen schon mehr gesehen haben, weiß zu rebellieren und will es unbedingt alleine tun. Mag dies vielleicht noch in irgendeiner Art und Weise realistisch und nachvollziehbar sein, wenn man die Zeit bedenkt, so ist es doch recht trocken und flach beschrieben, so dass es weder Interesse weckt noch über die Maßen informiert. Es wird weder über die genauen Umstände vernünftig informiert, noch erfährt man viel über die geheimen Machenschaften der Ketzer. Denn die brave Kathie „will von dem Allem gar nichts wissen“, wie sie jedes Mal betont, wenn ihr irgendjemand etwas darüber erzählen möchte. So wird dieses Thema eigentlich nur angerissen und man muss sich vieles selbst denken. Natürlich wird der historische Hintergrund erläutert, doch wirklich besser Bescheid weiß ich nach diesem Buch nicht.
Rätselt Kathie auch einerseits über die Machenschaften ihrer Schwester, und sorgt sich um sie, wagt sie es doch nicht zu helfen, zu hindern oder einzugreifen. Die Beziehung zwischen den beiden Schwestern, die von Kathie immer wieder betont eng beschrieben wird, kommt in dem Handlungsverlauf eigentlich gar nicht mehr richtig zur Geltung. Ob es an der Entfremdung zu genau dieser Zeit liegt, oder einfach daran, dass die Beziehung nicht richtig ausgearbeitet ist, vermag ich nicht genau zu sagen, was eigentlich wirklich schade ist. Aber ich bin der Ansicht, dass mangelnde Bildung nicht einhergeht mit Charakterschwäche und fehlendem Kampfgeist.
Auch im weiteren Handlungsverlauf, nachdem sich beide Schwestern ganz abrupt zur Abreise entschieden haben, nachdem beide doch so zögerlich waren, wird es nicht besser. Rätselhafte Personen tauchen auf und verschwinden wieder und bieten doch keinen richtigen Ansatz.
Insgesamt kann ich also sagen, dass mich weder Handlung, noch Schreibstil, noch die Charaktere überzeugt haben. Ich würde dieses Buch nicht weiter empfehlen, weder wenn man sich auf leichte Art über die Zeit informieren will, noch wenn man sich eine gute Lektüre für Zwischendurch gönnen will.
Lediglich dieser Satz: „Was auch passiert, wir sind Schwestern, das bleibt!“ finde ich sehr gut.
*Eschienen im Gabriel Verlag*
Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 22. Juli 2011