Kinshasa Dreams
Autorin: Anna Kuschnarowa
Ab 14 Jahre
384 Seiten
In dem Jugendbuch "Kinshasa Dreams" von Anna Kuschnarowa geht es um einen jungen Afrikaner, der aus Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) nach Europa fliehen will. Jengo Longomba, der als Hexenkind verschrien ist und nur wenig Unterstützung in seiner Familie findet, hat nur einen einzigen Halt in seinem Leben: Das Boxen. Doch nachdem unter dramatischen Umständen erst sein Vater und sein geliebter Großvater sterben und seine Mutter abhaut, wendet sich das Schicksal gegen ihn. Als sein raffgieriger Onkel ihm das Boxen verbietet, sieht Jengo nur einen Ausweg: Zusammen mit seinem Freund Jacques flüchtet er illegal nach Ägypten. Von dort wollen die beiden Männer nach Frankreich gehen, Jengo will professionell boxen, Jacques einen Durchbruch als Rap-Künstler. Doch das Leben legt ihnen immer wieder Steine in den Weg, so landen sie bei radikalen Salafisten, stranden in der Wüste oder werden bei Prügeleien niedergestochen. Und der Weg nach Europa wird immer weiter und teurer, und die Träume rücken in weite Ferne.
Der Roman beschäftigt sich intensiv mit Träumen und Idealen junger Afrikaner, die aus Verzweiflung eine lebensgefährliche Reise nach Europa antreten, um dort als Illegale in einer Schattengesellschaft ihr Leben fristen. Das Buch beschreibt die Gefühle und Ängste von denen, die wir häufig nur aus Bildern vielleicht wegen ihrer Situation bemitleiden. Es wird gut verdeutlich, was Menschen dazu bewegt, ihre Familie aufzugeben und eine beschwerliche Reise über das Mittelmeer, durch die Wüste Negev, durch die Türkei oder den Nil entlang anzutreten. Die Gefühle wie Hoffnung, Euphorie, Wut und Angst werden packend anhand des Schicksals von Jengo erzählt, der im Boxen seine einzige Hoffnung auf ein besseres Leben weit weg vom Kongo empfindet.
Das Jugendbuch hat einen sehr direkten und intensiven Blick für das, was wir hier in Deutschland als normal erachten und für andere erstrebenswert ist. Unserem Blickwinkel als Bewohner eines Landes, das für viele Flüchtlinge als Eldorado erscheint, wird die Sicht eines jungen Mannes gegenübergestellt, der kritisch die Gesetze, Rechte und Normen infrage stellt, die in Westeuropa gelten. In diesem Buch geht es nicht um unsere Gesellschaft, sondern um die, die illegal hier oder in Frankreich leben und von uns häufig erst wahrgenommen werden, wenn sie abgeschoben werden oder wenn sie in Flüchtlingsbooten vor der Insel Lampedusa kentern.
Ich kann dieses Buch besonders denen empfehlen, die auch mal einen anderen Blickwinkel auf die Dinge einnehmen wollen, die wir als selbstverständlich und normal betrachten. Der Roman ist ein Appell, seine Träume und Hoffnungen nicht aufzugeben, regt jedoch auch zum Nachdenken über vorherrschende Vorurteile und Ideen an. Besonders gut hat mit gefallen, dass das Buch nicht verallgemeinert, sondern ein einziges Schicksal detailliert und fesselnd beschreibt, sodass der Leser sich direkt mit Jengo Longomba identifizieren kann. Ein sehr empfehlenswertes und äußerst spannendes Buch, das nachdenklich und vielleicht sogar ein wenig traurig stimmt.
*Erschienen bei: Gulliver*
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Autorin / Autor: hanami - Stand: 17. Juli 2013