Küsse im Sommerregen sind auch nur nass
Autorinnen: Ciara Smyth, Jessika Komina, Sandra Knuffinke
Saoirse ist nicht der Typ für große Gefühle - zumindest versucht sie sich das neuerdings immer wieder einzureden. Nach der wahrhaft unschönen Trennung von ihrer Freundin und einigen dramatischen Entwicklungen innerhalb ihrer Familie findet sie, dass das von nun an alles überbewerteter Quatsch ist. Als sie dann aber die hübsche Ruby trifft, die völlig gegenteilig denkt und Romantik richtig toll findet, lässt Saoirse sich zwar auf eine Sommerromanze mit ihr ein - jedoch nicht, ohne von Anfang an klare Regeln für sich selbst aufzustellen.
Dates und Spaß und rumknutschen ja - tiefgründige Gespräche, Gefühlsduselei und eine richtige Beziehung nein. Denn warum soll man an Beziehungen festhalten, wenn man am Ende eh verlassen wird oder sich vielleicht irgendwann nicht mal mehr an die gemeinsame Zeit erinnern kann?
„Küsse im Sommerregen sind auch nur nass“ von Ciara Smyth hat mit Saoirse wirklich eine beeindruckende Protagonistin. Auf der einen Seite kann sie manchmal echt biestig, gemein und ungeheuer verletzend ihren Mitmenschen gegenüber sein, auf der anderen Seite ist sie liebevoll, umsichtig und unglaublich witzig. Oft regt man sich schrecklich über ihre egoistische Einstellung auf, doch im Endeffekt kann man definitiv nachvollziehen, warum sie so ist, wie sie ist. Die Handlung an sich ist im Grunde gar nicht so spektakulär, wirkt dadurch aber ganz wie aus dem Leben gegriffen und authentisch. Man fühlt sich beim Lesen, als würde man einfach einen Blick in das (anfängliche) Chaos einer normalen Jungendlichen werfen, die Stück für Stück reifer und erwachsener wird und sich selbst und andere immer besser verstehen kann.
Die ordentliche Portion Humor nimmt den ernsten Themen nicht ihre Bedeutung, schafft aber die nötige Leichtigkeit, um sie verdauen zu können. Schön fand ich auch, dass der LGBT-Aspekt natürlich deutlich Thema war, aber eben so, als wäre es völlig normal - was es ja auch ist. Saoirse muss keine Anfeindungen wegen ihrer Sexualität erdulden oder hat gar selbst Probleme, sich zu finden. Sie weiß dahingehend ganz genau, wer sie ist und stößt im Grunde überall auf Akzeptanz. Ganz so, wie es eben im echten Leben auch sein sollte (was aber leider noch nicht überall angekommen ist).
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch vielen Menschen helfen kann, ihre Sexualität zu akzeptieren, was ich richtig schön finde. Aber auch Thematiken wie Krankheit und Verlustängste werden bedient und aus Saoirses Umgang damit kann sich jeder Mensch das ein oder andere mitnehmen. Also bleibt mir nur noch zu sagen - ein super Roman vom Erwachsenwerden, den zu lesen sich definitiv lohnt!
*Erschienen bei Magellan*
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Autorin / Autor: Sarah H. - Stand: 12. Oktober 2021