Kuh-Sharing und Unkraut-Drohnen
Jugendliche und Expert_innen entwickelten Zukunftsszenarien zum Leben in der Bioökonomie
Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, die geprägt ist von Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und Digitalisierung. Immer mehr Staaten sehen zum Beispiel die Notwendigkeit, bald aus der Kohleförderung auszusteigen, und insgesamt klimafeundlicher zu produzieren. Wie aber werden wir in naher Zukunft leben, wohnen oder uns ernähren in einer Wirtschaft, die keine fossilen Rohstoffe wie Kohle oder Gas mehr nutzt? Zusammen mit Expert_innen aus Industrie und Forschung entwickelten Jugendliche beim zweiten BioKompass-Zukunftsdialog am 18. September im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt Zukunftsszenarien, bei denen sie sich typische Alltagssituationen im Leben eines Menschen im Jahr 2040 vorstellten und mittels der Storytelling-Methode in unterschiedliche Zukünfte einer Bioökonomie eintauchten.
Daraus entstanden vier Zukunftsbilder und Alltagsgeschichten, die konkret und leicht verständlich aufzeigen, wie sich der Alltag durch eine Bioökonomie verändern kann und zum Nachdenken über alternative Zukunftswelten anregen. So beschreibt zum Beispiel ein Zukunftsbild, wie die 23-jährige Oda mit ihrem genügsamen Lebensstil eine Bioökonomie fördert, der die Grenzen des Planeten respektiert: Sie bezieht Bio-Milch und -Käse aus ihrem „Kuh-Sharing“, beteiligt sich über Mitgliedsbeiträge und Solidarpreise am Geschäftsrisiko der regionalen Landwirte, muss dafür aber auf exotisches Obst und Gemüse verzichten. In einem anderen Zukunftsbild geht es um die 50-jährige Beate, die zuhause mit ihrem Heimbioreaktor experimentiert und damit einen Teil ihrer Lebensmittel selbst herstellt. Trotz ihrer Technikbegeisterung ist ihre Wohnung eine wilde Mischung aus High-Tech, Holz und biobasierten Materialien - Hauptsache recycel- oder kompostierbar und langlebig. Auch der fiktive Alltag eines Chemiefacharbeiters im Jahr 2040 und der einer Bio-Landwirtin wurden im Zukunftsdialog beschrieben. Letztere trinkt mit ihrer Freundin gerne Löwenzahn-Kaffee und behält dabei über ein Display ihren landwirtschaftlichen Betrieb im Blick. Nicht sie, sondern Drohnen entfernen das Unkraut.
Die jetzt veröffentlichten Zukunftsgeschichten dienen als Anregung, sich selbst ein Bild von alternativen Ausprägungen einer Bioökonomie der Zukunft zu machen. Sie rufen ins Bewusstsein, wie unterschiedlich die Bioökonomie ausgestaltet werden kann und wie sehr eigene Konsum- und Lebensweisen das beeinflussen.
Elna Schirrmeister vom Fraunhofer ISI betont: "Keines unserer Zukunftsbilder beschreibt eine rosarote Bioökonomie, es gibt in jedem Szenario auch Annahmen, die kritisch diskutiert werden. Während des Zukunftsdialogs wurde deutlich, dass sich die individuellen Bewertungen, wie wünschenswert ein Zukunftsbild ist, erheblich unterscheiden.«
Dr. Simone Kimpeler, die das Projekt BioKompass am Fraunhofer ISI leitet, unterstreicht hierbei: "Es ist wichtig, Bürgerinnen und Bürger und vor allem Jugendliche frühzeitig in die Entwicklung von Zukunftsvorstellungen über eine Bioökonomie einzubinden und damit die Möglichkeiten der Mitgestaltung der eigenen Zukunft aufzuzeigen. Wir brauchen einen gesellschaftlichen Diskurs darüber, welche Bioökonomie wir uns wünschen, wie wir Nachhaltigkeit sicherstellen können und wie wir unser Konsumverhalten dafür ändern wollen."
*Über das Projekt*
Angesichts von Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und Digitalisierung ist ein Umdenken in allen Teilbereichen der Gesellschaft notwendig. Die Entwicklung zu einer biobasierten Wirtschaftsweise könnte dazu beitragen, ihre konkrete Ausgestaltung ist jedoch noch offen. Die gesellschaftliche Beteiligung an diesem Transformationsprozess der Wirtschaft wird im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Projekt BioKompass durch unterschiedliche Methoden angeregt. Dazu gehören partizipative Szenarienentwicklung, interaktive Ausstellungsformate im Senckenberg Naturmuseum sowie Seminarkurse für Oberstufenschülerinnen und -schüler.
Hier könnt ihr die Zukunftsgeschichten nachlesen:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 31. Oktober 2018