Der kürzeste Tag des Jahres
Autorin: Ursula Dubosarsky
Der Roman über Samuel Class, der verschwindet, und dabei lernt, endlich gesehen zu werden und sich auszudrücken, ist auf eine nie zuvor gelesene Weise kreativ, ohne vollkommen unrealistisch zu sein. Die Protagonisten lassen sich am treffendsten mit schrullig bezeichnen. Allesamt auf ihre Art ziemlich störrisch, die meisten von ihnen aber liebenswert.
Die Geschichte ist einfach andauernd unerwartet und so brilliant geschrieben, dass man sich eigentlich nur wundern kann. Dabei benutzt die preisgekrönte, oft ausgezeichnete Autorin Ursula Dubosarsky keine schnörkeligen, langatmigen Sätze. Und doch sind ihre Beschreibungen bildhaft und hinterlassen das Gefühl, dass man die feinen Zwischentöne versteht, die diese Familie untereinander austauscht und dabei manchmal nicht begreift, was sie damit anrichten kann, wenn diese falsch eingeschätzt oder missverstanden, nicht genau genug interpretiert werden.
Eigentlich ist dieses Buch eines über falsche Kommunikation, aber dabei weder abgedroschen, noch belehrend, noch kompliziert veranschaulicht. Und sucht auch nicht nach Lösungen dafür. Sondern zeigt, wo das Potenzial letztendlich in solchen Fällen liegt. Man versteht augenblicklich, warum die Autorin so gelobt wird und ihre Werke so hoch anerkannt sind, kann aber nicht wie sie dieses Verständnis in ebenso gelungene Worte fassen. Man kann es nachvollziehen, ohne groß nachdenken zu müssen, und das macht großartige Bücher, finde ich, unter anderem aus.
Die Lektüre ist interessant, und was noch bemerkenswert ist, dass man es in keine Schublade stecken kann. Man kann nicht sagen: perfekt für den Strand, oder für Jugendliche, oder für Intellektuelle, oder für Geschichtsfans, oder oder oder. Es ist ein Roman. Und dieser ist ausgezeichnet sowie dringend weiter zu empfehlen. Punkt.
*Erschienen im Ueberreuter Verlag*
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Autorin / Autor: genna - Stand: 24. Juli 2013