Lady Zero - Ein Mädchen auf der Straße
Autorin: Elisabeth Zöller - Brigitte Kolloch
Der Roman „Lady Zero – Ein Leben auf der Straße“, geschrieben von Elisabeth Zöller und Brigitte Kolloch, ist 2012 im Klopp-Verlag erschienen und thematisiert das Leben der Jugendlichen Zero, die auf der Straße lebt.
Das Buch ist aus der Sicht von Hanna geschrieben, die ihr zweiwöchiges Sozialpraktika als Streetworkerin beginnt. Gleich am ersten Tag lernt sie dabei die 16-jährige Zero kennen, ein freches und zugleich sehr verletzliches Mädchen, das schon seit längerer Zeit auf der Straße lebt. Hanna ist fasziniert von dem traurigen Schicksal und die Armut, Hoffnungslosigkeit und Angst, die Zero und auch die anderen Straßenkinder Tag für Tag durchleben müssen, berühren sie tief. Sie baut eine Beziehung zu Zero auf und überlegt sich, wie sie Zero helfen kann, von der Straße runterzukommen und wieder ein Leben zu führen, das sie verdient. Dabei gerät sie auf einmal selber in Gefahr und tut Dinge, die weit über ein Praktikum hinausgehen, denn irgendwie sind sie und Zero ja Freundinnen geworden.
Das Buch besteht aus 192 Seiten, die leicht und schnell zu lesen sind. Es hat einen ansprechenden Schreibstil der durch die Schriftgröße und Seitenlängen unterstützt wird. Leider haben mich die 192 Seiten weder unterhalten noch nachdenklich gemacht. Es handelt sich bei dem Buch um eine gute Lektüre für Zwischendurch, aber niemals mehr. Der Handlungsstrang ist an sich zwar logisch aufgebaut, bietet aber wenig gute Stellen, die wirklich ineinander übergreifen und einen auch emotional berühren. Die Schicksale sind nicht annähernd so gut dargestellt, wie man es hätte machen können und auch die Arbeit des Streetworkers wird hier bestenfalls nur angerissen.
Dass Hanna direkt zu Beginn auf Zero trifft, ist durchaus legitim und machbar, und dass das Mädchen, welches fast in ihrem Alter ist, sie auch persönlich betroffen macht, lässt sich nachvollziehen. Dafür, dass sich aber fast ihr gesamtes Streben während des Buches nur danach ausrichtet, Zero zu helfen, nur ab und zu mal da und dort andere Personen auftauchen, und wieder verschwinden, hat sich mir keine überzeugende Begründung aufgetan. Auch die Beziehung zwischen Hanna und Zero scheint suspekt, die ganzen Dialoge zwischen ihnen wirken gestellt und nicht wirklich aus dem realen Leben genommen. Zeros ruppige Art erklärt sich einfach immer wieder lapidar mit: Sie hat es nicht anders gelernt, sie kann nicht anders Kontakte knüpfen.
Es erscheint nach dem zweiten Mal irgendwie weniger überzeugend. Der Charakter Zero ist insgesamt für mich nicht sonderlich realistisch angelegt, ihr ganzes Auftreten, ihre Wankelmütigkeit ohne ersichtliche Gründe und einfach mal so, sind unverständlich und irgendwie aufgesetzt, was vielleicht auch daran liegt, dass das Buch nicht aus ihrer Sicht geschrieben ist. Trotzdem hätte man ihr Schicksal, so tragisch es ist, und ihren Werdegang überzeugender darstellen können. Auch das Ende hätte kitschiger nicht sein können und trifft somit wohl ebenfalls nicht ganz die Realität.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es ein gutes Buch ist, um Zeit zu überbrücken, weil es sehr angenehm zu lesen ist. Wer aber ein Buch mit überzeugenden Inhalten, Charakteren und Tiefen sucht, das einen leichten Einblick in das Leben auf der Straße oder in die Arbeit als Streetworker gibt, ist hiermit leider nicht bedient.
*Erschienen bei: Klopp *
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Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 26. Januar 2012