Lebe für Immer!
Einsendung zum Schreibwettbewerb Dr. Futura im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung
So alt.
So alt wie die Welt.
So alt wie das Leben selbst kommen wir uns manchmal vor.
Sind wir es vielleicht auch? Der Verstand widerspricht, der Körper sagt Ja!
Die Welt, sie dreht sich weiter, aber was bringt es einem, wenn man nichts mehr genießen kann? Früher hat das weise Alter zur ungestümen Jugend gesagt: „Das Alter ist schrecklich, genieße das Leben, solange du noch jung bist.“ Aber die Jugend lachte immer nur und ging ihren Karriereplänen nach. „Das Leben? Das genießen wir, wenn wir reich genug sind.“ Heute lacht keiner mehr. Heute ist jeder alt und zerbrechlich. Unsere Körper, ausgelaugt, streben doch nur danach, erlöst zu werden, sie lassen uns nur nicht. Es gibt keine Kinder mehr, weil die Welt voll mit alten dahinsiechenden Körpern ist, die sich nach dem Tod verzehren.
Ein Gutes kann dieser Entwicklung jedoch nachgesagt werden.
Die Natur hat wieder die Überhand bekommen. Wir sind zu alt, um dem schnellen Lebensrhythmus von - wie es mir vorkommt - einem anderen Leben stand zu halten. Wir können kaum noch laufen, und wo früher die Geschäftigen Bankiers wie ein Ameisenstaat durch die gläserne Hochhauswelt eilten, herrscht jetzt eine natürliche Ruhe. Die Pflanzen eroberten sich ganz langsam, wie die geduldigen Krieger die sie sind, den einst von uns genommenen Raum zurück und sie dringen weiter ein in die Räume, scheinen nach den liegenden, uralten Körpern zu greifen.
Sie sind die einzigen Gefährten, die uns bleiben, die Krieger, die wir noch vor kurzem so vehement zu vertreiben versuchten. Jetzt wissen wir sie zu schätzen, wir können nicht mehr sprechen, aber das verlangen sie auch nicht.
Die Welt findet heute nur noch im Internet statt, wir müssen nichts mehr rühren.
Alles ist still. So still.
Ist es Segen?
Zu leben, aber den Körper nicht mehr zu spüren?
Schon tot zu sein und doch von ihnen am leben gehalten zu werden?
Ist es Segen?
Autorin / Autor: carry, 18 Jahre