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Experiment: Wie mehr Kooperation entstehen und sich Konflikte besser vermeiden lassen könnten

Gruppe von Freunden

Sind Ärger, Streit und Krieg zwischen Menschen naturgegeben? Und wie kann man das menschliche Zusammenleben kooperativer gestalten. Das waren Fragen, mit denen sich ein internationales Forschungsteam um Zhen Wang von der Nordwestlichen Polytechnischen Universität in Xi’an, China, beschäftigt hat.
„Heute scheint es oft, als übertrumpfe Konflikt meist Kooperation, sei es im Internet oder in der Politik – ähnlich ist es in der Evolution, in der Darwins Prinzip der Auslese der Tüchtigeren zur Folge haben sollte, dass der Einzelne nur seinem Eigennutz folgt“, sagt Zhen Wang. Tatsächlich gibt es aber in der Natur wie auch in der Gesellschaft sehr viel Kooperation. Darum wollte er mit seinem Team näher untersuchen, wie und unter welchen Umständen die am besten zustande kommt.

Zu diesem Zweck führten sie ein Experiment durch, das ursprünglich in den 1950er Jahren von US-Mathematikern entwickelt worden war und in der aktuellen Studie mit 154 Teilnehmer_innen etwas erweitert wurde.

Das Experiment war so gestaltet: Zwei Menschen wissen nicht, wie der jeweils andere sich verhält. Sie tun so, als würden sie vor einem Gerichtsprozess verhört. Wenn A gegen B aussagt, profitiert A und bekommt ein milderes Urteil, sozusagen als Kronzeuge. Wenn beide aussagen, werden beide streng verurteilt. Wenn beide nicht aussagen, weil sie darauf vertrauen, dass der oder die andere sich genauso verhält, dann werden beide freigelassen. Die Autoren der neuen Studie haben zusätzlich die Möglichkeit eingebaut, dass die Teilnehmer sich wechselseitig symbolisch bestrafen können, wenn zwei Nicht-Kooperierende aufeinander treffen.

„In unseren Experimenten trafen die Teilnehmer entweder anonym aufeinander, oder sie kannten sich. Und sie hatten drei Wahlmöglichkeiten: miteinander kooperieren, nicht kooperieren, oder den anderen bestrafen“, sagt Ko-Autor Marko Jusup von der Universität Hokkaido in Japan. „Das Ergebnis: Wenn die Teilnehmer sich gegenseitig kannten, hat das die Häufigkeit von Kooperation deutlich erhöht. Das war dann für diese Teilnehmer auch erfolgreich im Sinne des Experiments – Gewinner sind also nett zueinander.“

Wenn der eine Teilnehmer den anderen für sein unsoziales Verhalten bestraft, so hatten die Wissenschaftler erwartet, dass dies die Bereitschaft zur Kooperation erhöht. „Wir waren überrascht, dass dies nicht der Fall war“, sagt Jusup. „Die Bestrafung schien eher Vergeltungsgefühle auszulösen, was dann oft zu weiteren Konflikten führte.“

Wenn solche Experimente aufgrund ihrer unnatürlichen Situation nur begrenzt aussagekräftig sind, machen sie doch auf einen wichtigen Aspekt aufmerksam. Wer sich kennt, vertraut sich eher, einander besser zu kennen, könnte also helfen, Konflikten vorzubeugen.

„Der Geist der Zusammenarbeit und damit die Basis für gesellschaftlichen Zusammenhalt scheint mancherorts zu bröckeln, sei es auf Facebook oder in Gesellschaften, die durch Themen wie Einwanderung gespalten sind – deshalb wollten wir besser verstehen, was Zusammenarbeit verstärken kann“, sagt Ko-Autor Jürgen Kurths vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der Analysen zur statistischen Signifikanz der Ergebnisse beigetragen hat. „Dies könnte auch auf Konflikte um Umweltressourcen anwendbar sein. Wir müssen nun aber das Kontinuum zwischen kompletter Anonymität und großer Vertrautheit mit der jeweils anderen Person noch weiter erforschen. Es wird spannend sein herauszufinden, welche Art von Information, welcher Grad gegenseitiger Anerkennung nötig ist, um Zusammenarbeit zu fördern.“

Quelle:

Autorin / Autor: Quelle: Pressemitteilung idw-online - Stand: 31. März 2017