Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor: David Levithan, Übersetzung: Martina Tichy
A wacht jeden Morgen in einem anderen Körper auf. Mal ist er ein Junge, mal ein Mädchen. Unfreiwillig und völlig wahllos schlüpft A jeden Tag in einen anderen Menschen, mit anderen Gedanken und Gefühlen. Die Körper, in die er schlüpft, haben nur eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle gleich alt. Mit der Zeit hat sich A an dieses Leben gewöhnt und Regeln aufgestellt. Nicht auffallen, keine Spuren hinterlassen und sich von dem Leben, das die Person führt, nicht beeinflussen lassen. Doch eines Tages trifft A Rhiannon und verliebt sich in sie. Aber kann Rhiannon jemanden lieben, der jeden Tag in einem anderen Körper steckt?
*Meine Meinung*
Als ich die Beschreibung zu David Levithans Roman gelesen habe, rechnete ich ehrlich gesagt mit einer etwas kitschigen, sehr schnulzigen Liebesromanze mit Fantasy Aspekten. A, der jeden Tag in einem neuen Körper aufwacht, sich eines Tages unendlich verliebt und das ganze Buch darauf hin arbeitet, dass es ein herzzerreißendes Happy End gibt. Wer das auch erwartet, ist auf der falschen Spur. Der Autor verzichtet ganz auf Kitsch und schreibt eher wehmütig über das Leben.
Zuerst ist mir der fast schon melodramatische, philosophische Schreibstil aufgefallen. David Levithan bringt uns das Leiden, jeden Tag jemand anderes zu sein, durch seine Ausdrucksweise sehr nahe. Obwohl dieses Buch nicht gerade ein „Pageturner“ ist und ich nicht dauerhaft wissen wollte, wie es ausgeht, so war diese Geschichte doch sehr tiefgründig und hat zum Nachdenken angeregt. Es kommt nicht oft vor, das Bücher einen so sehr dazu anspornen, über den Sinn des Lebens und moralische Richtigkeit zu sinnieren.
Faszinierend ist auch die Art, wie Levithan in jedem Kapitel einen komplett neuen Menschen zeichnet. Es gibt wahrscheinlich kaum ein Buch, das in einer Story so viele Möglichkeiten bietet, Teenagern in den Kopf zu gucken. Ob drogenabhängig, homosexuell, fettleibig, total verkatert, der absolute Durchschnitt, eine Schönheit oder ein tanzender Cheerleader, A schlüpft in jede dieser Rollen einen Tag lang und David Levithan zeichnet all diese verschiedenen Charaktere realistisch und glaubwürdig. Der Autor scheint viel Menschenkenntnis zu haben, und seine Geschichte steckt voller kleiner Wahrheiten.
Er geht auf Ängste, wirre Gedanken und Wünsche ein und auf die schwere Zeit, in der man sich entscheiden muss, wer oder was man eigentlich sein will. Es wird klar, wie unterschiedlich Menschen denken und handeln und wie es dazu kommt.
Letztendlich kann ich nur sagen, dass dieses Buch weit mehr als eine tragische Liebesgeschichte ist. Trotz zwischenzeitiger Langatmigkeit, hat der Autor eine spannende Idee in einen tollen Roman verwandelt und nimmt den Leser mit durch eine Reihe von Fragen, die sich irgendwann wohl jeder einmal stellt.
*Erschienen bei FJB*
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Autorin / Autor: heaven - Stand: 23. April 2014