Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand

Autor: Jakob Hein

Buchcover

Sascha wächst in der DDR auf und ist nicht gerade der typische Mädchenmagnet. Trotzdem verliebt er sich Hals über Kopf in eine nach der anderen: Nora, Sarah, Doreen, Jana, Peggy und, und, und... Doch die Mädchen, na ja, die nutzen ihn nur aus: als beste Freundin! Er macht ihnen die Hausaufgaben, er bringt ihnen Kuchen, er hört sich ihren Liebeskummer an, er muss seine Pobacke als Tattoo-Grundlage zur Verfügung stellen, aber ihr Freund, also, ihr fester Freund, wird er einfach nicht. So verbringt Sascha seine Jugend zwischen dem „Scheiß-System“ und Punk, durchläuft die verschiedensten Tanzphasen, angefangen mit „Jimmy Glitschi“ über Breakdance und den Pogowalzer. Er hängt an der Tischtennisplatte am anderen Ende der Stadt ab, er fährt ins Ferienlager und verschließt seine Kinderspiele im Schrank, damit ja kein Mädchen, wenn denn mal eines zu Besuch kommt, sie entdeckt. Ich würde sagen, dass ist eine mehr oder weniger normale Jugend, ein normaler Prozess des Erwachsenwerdens – insofern ich das als Mädchen beurteilen kann – und das Tröstliche und Beruhigende: Am Ende ist Sascha verheiratet und hat Kinder, also alles ganz normal?

Jakob Hein beschreibt in seinem Roman „Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand“ dass, was wohl die meisten Jugendlichen durchmachen. Denn wer gehört schon zu den ganz coolen, ganz beliebten, nie einsamen, nie unglücklich Verliebten? Selbst wenn manche das wohl gerne vorgeben – letztlich tut das niemand. Jakob Hein beschreibt auf leichte und höchst komische Art und Weise, dass alle Probleme, die man als Jugendlicher so hat, zum Leben gehören. Dass man sie nicht vermeiden kann, dass man nicht vor ihnen davonlaufen kann und dass sie aus der Ferne betrachtet auch gar nicht mehr so schlimm erscheinen, wie man sie in dem Moment selbst erlebt hat. Und so ist „Liebe ist ein hormonell bedingter Zustand“ eine Ermunterung und ein Trostspender für alle, die gerade genau das Gleiche durchmachen und ein Stück Vergangenheit, an das man sich gerne erinnert, wenn man diese Entwicklung schon hinter sich hat.

*Erschienen bei: Piper*

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    Autorin / Autor: mondkuesschen - Stand: 4. April 2011