Liebe macht stark

Studie: Romantische Beziehungen wirken wie Therapie gegen Pessimismus

Bild: LizzyNet

Auch wenn es sich manchmal ganz und gar nicht danach anfühlt, und wir uns in Verliebtheitsphasen eher wie Wackelpudding auf Gummibeinen vorkommen: Liebe macht stark! Das sagen zumindest PsychologInnen der Universitäten Jena und Kassel, die eine Studie dazu gemacht haben, wie neurotische Menschen von einer Liebesbeziehung profitieren. Die WissenschaftlerInnen konzentrierten sich deshalb auf Neurotizismus, weil sie als eine von fünf Grunddimensionen der menschlichen Persönlichkeit zählt, mit denen sich offenbar jeder Mensch charakterisieren lässt. „Neurotische Menschen sind eher ängstlich, unsicher und schnell reizbar, sie neigen zu Depressionen, haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl und sind oft unzufrieden mit dem Leben“, erklärt Dr. Christine Finn, Psychologin von der Uni Jena.

Neun Monate begleiteten sie 245 Paare zwischen 18 und 30 Jahren. Mittels eines Online-Fragebogens ermittelten sie ihren Grad des Neurotizismus sowie ihre Zufriedenheit mit der Beziehung. Außerdem sollten die StudienteilnehmerInnen fiktive Alltagssituationen und ihre mögliche Bedeutung für die eigene Partnerschaft bewerten. „Dieser dritte Teil war entscheidend, denn neurotische Menschen verarbeiten Umwelteinflüsse anders“, erklärt Finn. Sie reagieren offenbar stärker auf negative Reize und neigen dazu, mehrdeutige Situationen negativ anstatt positiv oder neutral zu interpretieren.

Was die ForscherInnen feststellten, war, dass diese Schwarzmaler-Tendenz während einer Liebesbeziehung schrittweise abnimmt. Und das geschieht nicht nur, weil man verliebt auf Wolke 7 dahinschwebt und sich die Partner gegenseitig stärken. Entscheidend sei vor allem die kognitive Ebene, die innere Gedankenwelt eines Menschen: „Die positiven Erfahrungen und Emotionen mit dem Partner verändern die Persönlichkeit nicht direkt, sondern indirekt – durch die Veränderung der Denkstrukturen und der Wahrnehmung von vermeintlich negativen Situationen“, betont Finn. Was bedeutet, dass die Liebe hilft, zuversichtlicher durch's Leben zu gehen und nicht hinter allem gleich eine Katastrophe zu befürchten.

Diesen Effekt konnten die WissenschaftlerInnen sowohl bei Männern als auch bei Frauen beobachten. „Natürlich reagiert jeder Mensch unterschiedlich stark und eine lange, sehr glückliche Beziehung wirkt sich mehr aus als eine kurze“, sagt Prof. Dr. Franz J. Neyer von der Universität Jena. „Doch ganz allgemein lässt sich sagen: Junge Erwachsene, die eine Beziehung eingehen, können nur gewinnen!“

Für Christine Finn enthalten die Ergebnisse noch eine andere positive Botschaft – nicht nur für Menschen mit neurotischen Zügen, sondern auch für Menschen, die unter Depressionen oder Angststörungen leiden: „Eine ganze Persönlichkeit lässt sich zwar nur schwer umformen, doch unsere Untersuchung bestätigt: Negatives Denken lässt sich abtrainieren!“, sagt die Jenaer Psychologin.

Hach, Liebe ist doch ne tolle Erfindung, oder? ;-)

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Autorin / Autor: Redaktion /Pressemitteilung - Stand: 12. Mai 2014