Literatur verändert!
Hirn-Studie: Bücher hinterlassen nachhaltige Spuren
Welcher Mensch kann nicht zumindest ein Buch nennen, das ihn oder sein Leben nachhaltig geprägt oder verändert hat? Wie aber kommt dieser tiefe Eindruck eigentlich zustande und lässt er sich möglicherweise sogar sichtbar machen? Diesen Fragen gingen WissenschaftlerInnen um den Neuroforscher Gregory Berns von der Emory University in einer Studie nach, in der sie zeigen konnten, dass literarische Texte nicht nur Eindruck, sondern auch biologische Spuren im Gehirn hinterlassen.
In ihrer Studie ließen die WissenschaftlerInnen Testpersonen den Roman "Pompeii" von Robert Harris lesen. Der spannend geschriebene Thriller schildert in dramatischer Weise den Versuch eines jungen Mannes inmitten einer mysteriösen Verschwörung, die von ihm geliebte Frau vor dem drohenden Vulkanausbruch im antiken Pompeii zu retten. Die ForscherInnen hatten dieses Buch ausgewählt, weil darin historische Geschehnisse in einer spannenden fiktiven Weise erzählt werden und das Buch einen Page-Turner-Charakter hat.
Die 21 Testpersonen mussten sich zunächst an fünf Morgenden einem Gehirnscan mit einem bildgebenden Verfahren (Magnetresonanztomographie) unterziehen. Dann bekamen sie neun Tage lang abends je 30 Seiten des Romans zu lesen, um dann am nächsten Morgen wieder einen Scan des Gehirns vornehmen zu lassen. Nach Abschluss der Lesephase wurden sie an weiteren fünf Tagen gescannt.
Es zeigte sich, dass die Testpersonen - nachdem sie abends zuvor gelesen hatten - in manchen Gehirnbereichen stärkere Verknüpfungen aufwiesen, etwa in dem, der für das Lesen und das Erfassen von Sprache zuständig ist, aber auch in Bereichen, die für die Motorik zuständig sind und die offenbar auch aktiv werden, wenn wir uns eine körperliche Aktivität vorstellen. Wenn wir also beim Lesen in die Haut der Romanhelden schlüpfen, dann passiert biologisch auch etwas in unserem Gehirn, das dem Erleben realer physischer Empfindungen und Bewegungen ähnelt.
Bemerkenswert ist, dass die Veränderungen im Gehirn offenbar nachhaltiger sind als gedacht. Sie waren sichtbar am Morgen nach dem Lesen und blieben darüber hinaus auch noch mehrere Tage bestehen. Ob sie uns und unser Gehirn nun aber fürs Leben verändern oder nur für einige Tage, muss noch erforscht werden. Fakt ist: die Veränderungen, die manche Texte bei uns auslösen, sind keine Einbildung. In dieser Studie haben die ForscherInnen mit dem von ihnen ausgewählten Text schon allerlei entdecken können. Welche ungleich größere Macht dann wohl unser ganz persönlicher Lieblingstext auf uns haben könnte, muss erst noch erforscht werden.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Brain Connnectivity veröffentlicht.
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Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 7. Januar 2014