Lost Souls Band 2 - Die Macht der Götter
Autoren: Jordan Weisman & Mel Odom
Aus dem Amerikanischen von Barbara Lehnerer
„Lost Souls - Die Macht der Götter“ ist der zweite Band einer Trilogie rund um Nathan und die Mayakultur. Im ersten Teil erhält Nathan ein Brettspiel und erfährt, dass er der Auserwählte ist. Er muss gegen den Maya-Gott Kukulkan spielen und so die Menschheit vor dem Untergang 2012 retten. Er gewinnt zwar das Spiel doch verliert seine gerade wiedergewonnen Mutter an den Maya-Gott.
Der zweite Teil setzt hier nahtlos an. Nathan hat sich dazu entschlossen, das Brettspiel nicht mehr anzufassen. Zu schmerzhaft ist die Vorstellung noch einmal ein geliebtes Familienmitglied an einen Mayagott zu verlieren. Außerdem fordern unzählige verlorenen Seelen (Geister, die die Erde nicht verlassen können) Nathans Hilfe. Mavis, 13 Jahre, gestorben zur Zeit der Weltausstellung in Chicago, ist eine von ihnen. Sie weiß jedoch nicht, wie Nathan ihr helfen könnte. Bei gemeinsamen Rundgängen durch das Museum stellt sich heraus, dass Mavis Gebeine in der falschen Epoche untergebracht worden sind (sie hängen in einem Kasten mit Steinzeitmenschen) und das Mädchen sich nicht erinnern kann, wie sie gestorben ist. Um sich vom Spiel abzulenken, beschließt Nathan, die Umstände von Mavis Tod aufzudecken. Dabei erhält er unerwartete Unterstützung von seinem Vater.
„Lost souls 2“ ist unterhaltsam und hat, für ein Jugendbuch, einiges an Action zu bieten. Auch ein bisschen Hintergrundwissen wird mitgeliefert: Im Zusammenhang mit der EXPO in Chicago wird viel über Edison und Tesla berichtet. Auch der Brand auf dieser Messe wird thematisiert. Auf der anderen Seite fehlt an einigen Stellen eine schöne Ausarbeitung der Szenen. Auch die Charaktere sind eher oberflächlich gezeichnet. Nathans Vater, ein Archäologe, entspricht dem Klischee des verschrobenen Professors. Das übergestülpte Image lässt keine anderen Charakterzüge mehr zu. Auch bei Nathan scheint das Autorenpaar ein paar Standrads zusammengewürfelt zu haben: Er hat eigentlich keine Lust auf die Schule, spielt am liebsten Videospiele (was er nicht müde wird zu betonen) und ist ein ziemlicher Außenseiter. Wer hier nach tief gängigen Figuren sucht, wird enttäuscht. Außerdem nervt Nathans Charakter an vielen Stellen. Er bemitleidet sich gerne selbst und ist komplett auf sich bezogen. Der Mayagott betont an einigen Stellen, dass Nathan dieses Spiel gewinnen muss, um die Menschheit nach 2012 (Achtung, Verschwörungstheorie) weiter existieren zu lassen. Darauf geht Nathan nicht ein – er spielt, um seine Eltern zu retten.
Die Handlung ist manchmal zu perfekt: wenn es in Nathans Welt keinen Strom gibt, dann reist er eben in eine andere Frequenz und holt ihn – Problem gelöst. In diesem Band eröffnet Nathan seiner Cousine, dass er mit Geistern sprechen kann. Die ist nicht mal überrascht. Auch die Zusammenhänge zwischen dem Brettspiel, Mavis und dem Showdown am Ende werden kaum erklärt. Vielleicht gibt es gar keinen gemeinsamen Nenner, der alles zusammenhält. Auf diesen Gedanken kommt man schnell, wenn sich die Schauplätze anschaut: Chicago im 19. Jahrhundert, die Dinosaurier, ein chinesischer Tempel und das Museum. Gerade die Auswahl der Dinosaurier und des Tempels ist willkürlich – jeder andere Ort hätte diesen Platz genau so gut füllen können.
Die Maya und ihr Kalender bieten interessanten Stoff für einen Roman. Im Vergleich mit anderen Romanen, die dasselbe Thema behandeln, schneidet Lost souls eher schlecht ab. Das Buch ist ganz nett zu lesen, für jüngere Leser wohl auch interessant – mehr aber auch nicht.
*Erschienen im Baumhaus Verlag*
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Autorin / Autor: missmarie - Stand: 2. Januar 2011