Lucy´s Song
Autor: Bjorn Ingvaldsen
Früher sang seine Mutter immer seiner Schwester Lucy „The Ballad of Lucy Jordan“ vor. Jetzt ist sie zu schwach dafür.
Während sie in ihrem Krankenhausbett schläft, hört er dieses Lied wieder im Radio und als er später seiner Mutter davon erzählt, meint sie, dieses Lied im Schlaf ebenfalls gehört zu haben.
Da fasst der 14-jährige den wagemutigen Plan, seiner Mutter das zu ermöglichen, was der Frau im Lied verwehrt bleibt: In einem roten Cabriolet soll sie durch Paris fahren - mit flatternden Haaren im Wind.
Von nun an denkt er sich immer wieder neue Möglichkeiten aus, um diesen Traum seiner Mutter wahr werden zu lassen - denn er ist sich sicher, durch diese Reise wird sie neuen Lebensmut schöpfen und es so schaffen, gesund zu werden.
*Meine Meinung:*
Ich lese nur sehr selten Bücher, die traurig klingen, weil ich danach auch immer traurig bin und diese Stimmung schwer loswerde. Aber diesen Roman wollte ich von Anfang an lesen, weil die Geschichte zwar traurig klang, aber auch so hoffnungsvoll. Sozusagen auf eine traurige Art schön.
Nun, traurig war das Buch dann doch nicht, dafür war es vieles anderes. Ziemlich steif zum Beispiel. Die Personen bleiben einem fremd, die Dialoge seltsam distanziert. Das lag vielleicht daran, dass die Protagonisten gar nicht beschrieben werden, man bleibt als Beobachter vor ihrem Leben stehen. Vom Jungen erfährt man nicht den Namen und was er gerne in seiner Freizeit macht. Die Mutter wird auf die Eigenschaften „krebskrank“ und „singt gerne“ reduziert, und die behinderte Schwester bleibt eben dies. Diese Fremdheit liegt wohl daran, dass die Geschichte wirklich nur von der Krankheit der Mutter und der Reise handelt und den Leser kaum am Leben 'Drumherum' teilhaben lässt. Diese Knappheit steigert sich bis in die letzte Szene, in der das zu erwartende Ende sehr hölzern geschrieben ist, berührt hat mich das nicht.
Ich denke, ein Buch, dass vom Sterben einer Mutter berichtet, sollte mehr sein, als ein Buch für zwischendurch, das man zuklappt und schnell wieder vergisst.
Nur eine Szene hat mich gepackt. Als die Mutter in das Cabriolet steigt und ihre Perücke abnimmt. „Jetzt kannst du den Wind im Haar spüren“, sagt da ihr Sohn. Und in dieser Szene scheint es fast, als würde man „Lucy’s Song“ hören: „At the age of thirty-seven she realized she’d never ride through Paris in a sports car with the warm wind in her hair… “
*Erschienen im Bastei Lübbe Verlag*
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Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 24. August 2011