Manchmal kann man nur noch lachen
Autorin: Peter Brown Hoffmeister
Aus dem Amerikanischen von Bernadette Ott
„Über meine Mutter zu reden, fühlt sich unermesslich groß an. Wie wenn man im Fluss einen Zweig aus dem Wasser ragen sieht, und dann will man ihn herausziehen und stellt fest, dass es kein einzelner Zweig ist, sondern dass der Zweig zu einem Ast gehört und dass da unter der Wasseroberfläche ein ganzer Baum liegt, ein ganzer Baum, der ins Wasser gestürzt ist, so groß und schwer, dass man ihn nie allein wird herausziehen können.“
Auf das Buch bin ich eher zufällig auf einer Website gestoßen, und auch wenn mich das Cover nicht so sehr angesprochen hat, fand ich die Inhaltsbeschreibung ganz interessant.
Travis spielt das Leben echt übel mit. Eigentlich wollte er nur einen schönen Sommer haben, mit seinem Kumpel Creat, dem hübschen, neuen Nachbarmädchen Natalie, seinen Großeltern, Basketball und der Suche nach seiner Mutter.
Als es seiner Oma zunehmend schlechter geht, lässt Travis am örtlichen See zwei Kaimane frei, damit der Ort was zum Tratschen hat und er seiner Großmutter spannende Geschichten erzählen kann. Und bei einem Basketballspiel kommt es zu einer Auseinandersetzung mit Jungs aus Portland. Noch einmal glimpflich davongekommen, soll es später zu einer neuerlichen Begegnung kommen, die das Leben von Travis und Creat aus der Bahn wirft...
Außerdem macht Travis sich in diesem Monat auf die Suche nach seiner Mom, die seit seiner Kindheit abhängig und mittlerweile auch abgängig ist.
Dieser Aspekt der Geschichte wurde mir persönlich etwas zu lieblos abgehandelt. Auch der Teil mit den Kaimanen hätte meiner Meinung nach etwas mehr Ausarbeitung gebraucht. Generell tat ich mich ab und zu mit der Geschichte, bzw mit dem Schreibstil, etwas schwer. Vor allem anfangs, denn die ersten paar Sätze waren doch etwas merkwürdig verfasst.
Auch wenn die Geschichte an einigen Stellen etwas vor sich hingedümpelt ist und ich manchmal den Eindruck hatte, das nicht wirklich viel passiert, fand ich die Geschichte inhaltlich ganz schön zu lesen.
Manchmal muss auch gar nicht so viel passieren. Das wirkliche Leben ist anstrengend genug und schreibt genügend Geschichten. Manchmal ist es am schwierigsten, seinen Alltag zu meistern. Und beide Jungs bleiben nicht vor der nahenden Katastrophe verschont.
Die Dramatik hat vor allem auf den letzten 100 Seiten noch einmal drastisch zugenommen. Mit dem Ausgang, den die Geschichte nimmt, hätte ich eigentlich gar nicht mehr gerechnet und ich fand es wirklich sehr schlimm. Dennoch sind mir manche Themen nicht umfassend genug ausgearbeitet worden und ich hatte zum Schluss ein etwas unbefriedigendes Gefühl.
Da das Thema Rassismus (gerade wieder) sehr aktuell ist, und Creature schwarz ist, dachte ich, dass das Buch wichtig in Hinsicht dieser Thematik werden könnte. Vor allem da Creat wirklich von einem Nachbarn diskriminiert wird. Aber dieses Thema wurde nicht wirklich weiter verfolgt, was ich etwas schade fand. Ich glaube auch, dass der Angriff auf ihn nicht auf rassistischen Gründen basiert, aber dessen Beweggründe wurden nicht weiter thematisiert, also wäre natürlich alles möglich.
Das Buch ist auf jeden Fall nichts für Zwischendurch. Das Leben der beiden Jungs ist nicht unbedingt das Schönste, und man ist froh, nicht in ähnlichen Verhältnissen zu leben. Auch finde ich das Buch teilweise sehr traurig, vor allem dann, wenn man machtlos daneben stehen muss.
„Das ist der Punkt, an dem es nur noch zum Lachen ist. Wo man einfach nicht anders kann. Hahaha. Total durchgeknallt. Wenn alles dermaßen beschissen ist, dass man nichts anderes mehr tun kann. Weglachen ist dann das Einzige, was funktioniert.“
*Erschienen bei cbt*
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Autorin / Autor: Lisa - Stand: 08. Juni 2020