Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind?

Autorin: Stefanie Hasse

„Matching Night- Küsst du den Feind?“ ist der erste Band einer neuen Dilogie von Stefanie Hasse, deren zweiter Teil zum Glück bereits erschienen ist.

Es geht dabei um zwei elitäre Studentenverbindungen (Die Ravens für Frauen, die Lions für Männer) am fiktiven St. Josephs College in Whitefield. Dieses ist selber recht elitär, etwa auf einer Ebene mit Oxford und Cambridge zu sehen. Die Protagonistin Cara kann sich glücklich schätzen, hier einen Studienplatz ergattert zu haben, nur hat sie dummerweise kein Stipendium erhalten und auch keinen Platz im Wohnheim. So schuftet sie bis zum Umfallen, um über die Runden zu kommen und auch ihre Familie steckt jeden Penny in ihre akademische Bildung, hat sogar eine Hypothek aufs Haus aufgenommen.

Kurz bevor ihr Traum schließlich zu scheitern droht, treten die Ravens auf den Plan und bieten ihr unverhofft ein Zimmer im Verbindungshaus und einen Platz in ihrer glamourösen Gemeinschaft an (sogar die Direktorin der Uni, sowie viele weitere Reiche, Schöne und Mächtige gehören zu der Verbindung -ein Anruf von ihnen genügt, und sämtliche Türen stehen einem offen). Blöd ist nur, dass Caras beste Freundin Hannah, Chefredakteurin der Campuspresse, sie eindringlich vor den Ravens warnt, denn ein Jahr zuvor ist eine Studentin aus ihren Reihen verschwunden… Cara ist dennoch so verzweifelt, dass sie das Angebot der Ravens annimmt und die Vorzüge der Verbindung genießt, bis die Aufnahmerituale beginnen.

Etwa die ersten 100 Seiten des Buches befassen sich mit Caras Alltag an der Uni und vor allem ihrer Ankunft bei den Ravens, bevor es dann mit der titelgebenden „Matching Night“ losgeht und die Aufnahmeprüfungen starten. Das Ganze war schön zu lesen, denn Stefanie Hasse hat einen sehr humorvollen Schreibstil und hat auch die Campusatmosphäre gut eingefangen (es gibt eine staubige Bibliothek, das obligatorische Lieblings-Café  und ein ernsthaftes Parkplatzproblem).

Aber mich hat ein wenig die Naivität von Cara gestört. Sie nimmt einen Studienplatz an einer Elite-Uni an, kümmert sich aber vorher nicht um die Finanzierung und einen Wohnheimplatz. Dann wird sie bei den Ravens aufgenommen und wundert sich, dass sie alles nicht einfach so bekommt, sondern noch ein paar Aufgaben erfüllen  muss. Auch war mir der Grund für ihre Aufnahme bei den Ravens etwas weit hergeholt -sie hat in dem Diner, in dem sie arbeitet, zwei Betrunkene vor die Tür gesetzt, und dabei ist die Chefin der Verbindung auf sie aufmerksam geworden. Yep, eine Rausschmeißer-Aktion ist definitiv ein bestechendes Merkmal des akademischen Sterns von Morgen. Apropos akademisch, über Caras Studium und was sie damit erreichen will, erfährt man erstmal wenig. Warum studiert sie Wirtschaft und warum unbedingt in Whitefield? Mir haben hier einfach ein bisschen die Motive für ihr Handeln gefehlt, vor allem wenn man bedenkt, wie weit sie geht, um ihr Ziel zu erreichen, und welche Opfer auch ihre Familie bringt. Abgesehen davon war sie mir zwangsweise sympathisch, denn sie ist die stereotypische Mittelständerin, die in die gehobene Kreise gerät und sich erstmal schwer tut (Beispiel: Cara nimmt an einem schicken Essen mit mehreren Gängen teil und kommt beim Besteck durcheinander…). Sie ist aber auch zielstrebig und hat ein gutes Herz.

Ein wichtiger Nebencharakter ist die bereits erwähnte beste Freundin Hannah, die an einem geheimen Artikel über die Studentenverbindungen arbeitet. Das Ganze wird noch ziemlich mysteriös…).

Trotz einiger Kritikpunkte fand ich die Geschichte dennoch sehr unterhaltsam und spannend, sodass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Auch wenn ich des Öfteren den Kopf über bestimmte Szenen geschüttelt habe, wollte ich doch immer wissen, wie es weitergeht, vor allem ab der zweiten Buchhälfte. Bestimmte Sachen, wie z.B. die Matching Night, kamen mir hinterher etwas banal vor, nachdem sie ursprünglich so geheimnisvoll gewirkt haben, aber insgesamt war die Story sehr gut durchdacht und man wusste nie, was als nächstes kommt. Kompliment dafür!

Leider besteht das Ende dann aus einem ziemlich fiesen Cliffhanger, aber zum Glück ist der zweite Band ja bereits erhältlich und ich kann dieses Geschichte guten Gewissens jedem ans Herz legen, der Collegegeschichten mit ganz vielen Geheimnissen und Glamour mag.

Kleiner Kritikpunkt noch, der sich nicht auf den Inhalt, sondern die Aufmachung des Buches bezieht: Das Cover ist natürlich ein Traum, aber leider ist der Umschlag aus Papier, bei dem ich Angst hatte es einzureißen. Auch haben die Seiten immer sehr breite weiße Ränder, sowie einen großen Zeilenabstand (Anekdote: Ich saß im Wohnzimmer und habe gelesen. Mein Bruder kam rein, schaute über meine Schulter, und fragte, ob ich wieder Kinderbücher lese…). Außerdem waren ein Großteil der letzten Seiten eine Leseprobe des zweiten Bandes, was ich etwas unnötig finde, da dieser wie bereits erwähnt schon erschienen ist. Hier hätte man sich einiges Papier sparen können und meiner Meinung nach wäre eine Taschenbuchausgabe ausreichend gewesen.


*Erschienen bei Ravensburger*

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    Autorin / Autor: Miriam - Stand: 1. Feburar 2021