Mein Leben als lexikalische Lücke

Autorin: Kyra Groh

„Also bist du auch eine lexikalische Lücke.“. „Vielleicht.“ , Seite 179.
Zwei Jugendliche. Benni und Jule. So unterschiedlich und doch so gleich. Jule ist 16 und hat den Umweltschutz, den Feminismus und die vegane Ernährung für sich entdeckt und arbeitet Tag ein Tag aus daran, allen zeigen zu können, wer sie wirklich ist. Wären da nur nicht ihre Eltern, die die ganzen Freitagsdemonstrationen und ihre Ernährung für völligen Quatsch halten. Und ihr Bruder erst, der Jule eine erschreckende Vermutung aufstellen lässt.

Ben ist 18 und hat mit seinem Praktikum im Krankenhaus zu kämpfen und damit, endlich cool wirken zu können. Dazu muss er sich jeden Tag mit seiner sehr religiösen Mutter rumschlagen, die ihm auch noch etwas verschweigt und ihn daran hindert, ein normaler Teenager zu sein. Und plötzlich treffen beide aufeinander und es ist alles anders. Da scheinen sich all die Probleme in Luft aufzulösen und sie finden endlich zu sich selbst. Doch umso erträglicher sich auch alles anfühlt, die Probleme sind da, ganz leise warten sie im Hintergrund, bis sie aufbrodeln und alles erzittert. Schaffen es Jule und Benni, die beiden lexikalischen Lücken, die Lücke zu füllen?

*Meine Meinung:*
Wie müsste man dieses Buch eigentlich in einem Wort zusammenfassen? Großartig trifft es ganz gut, aber „wow“ trifft es noch besser. Es gibt heutzutage ein paar Jugendbücher, die versuchen, brandaktuelle Themen miteinzubringen, doch ich habe noch kein einziges gelesen, wo es der Autorin so gut gelungen ist, den Alltag und die Denkweisen der Jugendlichen in einem Buch zusammenzufassen. Das Buch ist so vielseitig und behandelt wichtige Themen wie Rassismus, Umweltschutz und Sexismus für Jugendliche so nahe, dass man hinter der Liebesgeschichte zum Nachdenken angeregt wird.

Obwohl die ganze Geschichte sehr ruhig abläuft, hing ich an jedem einzelnen Satz und konnte überhaupt nicht aufhören zu lesen. Mir gefiel die Mischung aus Liebesstory und die Darstellung der Hürden, die sich Benni und Jule in den Weg stellen, einfach unglaublich gut! Zum einen sagt der Titel des Buches „Mein Leben als lexikalische Lücke“ schon einiges über die Wortgewandtheit des Buches aus, aber der Schreibstil ist unglaublich! Die Mischung aus jugendlicher Sprache und auch manchmal sogar etwas schwierigeren Wörtern ist in diesem Buch perfekt, sodass das Buch den Worten hinten auf dem Cover „Intelligent, bewegend, politisch“ zu 100% gerecht wird (und diese 100% vielleicht sogar übertrifft)!

Schon ab den ersten Seiten hatte ich eine Verbindung zu den Protagonisten. Sowohl zu den Hauptprotagonisten Benni und Jule, als auch zu den Nebencharakteren wie Kris, „Dschieses“ und Lenn. Sie waren alle so authentisch, realistisch und charakterstark zugleich. Vor allem Jule (Julia) gefiel mir unglaublich gut, denn sie spiegelt genau die Dinge wieder, über die sich Jugendliche Gedanken machen und motiviert zusammen mit ihren Freunden dazu, aktiv zu werden und sich für unsere Erde stark zu machen, aber auch für Themen, die einem am Herzen liegen. Doch was vor allem besonders an dieser Geschichte war, dass die Liebesgeschichte, aber auch das Leben von den Jugendlichen vollkommen der Realität entsprach. Ohne jegliches Verschönern und unnötigen Kitsch!

*Fazit:*
Ich lege JEDEM dieses starke, süße, herzzerreißende und überaus intelligente Buch ans Herz und sage nur „Lest es!“. Die Verbindung zwischen der Liebesgeschichte (die zwar die Basis ist, aber nicht überhand nimmt) und den wichtigen Themen, über die sich jeder Gedanken machen sollte, ist unglaublich und der Schreibstil ist so wortgewandt, wie es bei Jugendbüchern nur selten der Fall ist!


*Erschienen bei Arctis*

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Autorin / Autor: Julia M. - Stand: 18. März 2021