Meine Meinung gehört mir

Was beeinflusst unsere Haltungen stärker? Emotionen oder Fakten? Eine Studie suchte nach Antworten.

Wie stabil sind eure Einstellungen? Denkt ihr morgen schon, "Was schert mich mein Geschwätz von gestern?" oder seid ihr eher der sture Typ, der immer das Gleiche denkt, macht, wählt etc. Wahrscheinlich hängt es auch vom Thema ab, ob sich die die Einstellung eines Menschen von einem Moment zum anderen ändert oder ein Leben lang hält. Die Faktoren, die eine Meinung langlebig und eine andere kurzlebig machen, sind jedoch nicht immer klar.

Während frühere Studien gezeigt haben, dass Meinungen, die auf harten Fakten und Daten beruhen, im Laufe der Zeit konstant bleiben, legen neue Forschungsergebnisse nahe, dass auch Haltungen, die auf Emotionen beruhen, ganz schön lange bestehen können. Die Forschungsergebnisse helfen zu verstehen, wessen Einstellungen eher stabil oder flüchtig sind, als auch, wie man Menschen dazu bringen kann, sich eine dauerhaftere Meinung zu bilden.

"Wir wissen, dass Menschen dauerhaftere Einstellungen entwickeln, wenn wir sie ermutigen, sorgfältig und rational zu denken", erklärt Matthew Rocklage, Forscher an der University of Massachusetts, Boston, und Co-Autor der Studie. "Unsere Studie zeigt aber auch, dass Meinungen, die auf emotionalen Reaktionen der Menschen basieren, ebenfalls besonders langlebig sein können."

Im Rahmen ihrer Studie fragten die Forscher mehr als 1.000 Menschen, inwieweit sie glauben, dass Einstellungen, die auf emotionalen Reaktionen beruhen, im Laufe der Zeit stabiler sind als solche, die auf Denken und rationaler Analyse basieren. Nur 15 % gaben an, dass Einstellungen, die auf Emotionen beruhen, im Laufe der Zeit stabiler sind.

Um zu testen, welche Rolle Gefühle bei der Bildung dauerhafter Meinungen spielen, führten die Forscher_innen sieben unabhängige Studien mit mehr als 20.000 Teilnehmern in einer Vielzahl von realen Situationen durch.

In der ersten Studie, die am Tag nach Weihnachten durchgeführt wurde, maßen sie die Gefühle zu kürzlich erhaltenen Geschenken. Der Zeitpunkt dieser Umfrage erlaubte es den Forscher_innen, die Reaktionen auf eine relativ neu gebildete Einstellung in der realen Welt zu messen. Die Teilnehmer_innen erhielten eine Liste von Adjektiven, mit denen sie beschreiben sollten, wie sie ihre Geschenken fanden. Adjektive wie "wertvoll" wurden dabei mit einer sachlichen Reaktion auf das Geschenk assoziiert, während Wörter wie "entzückend" stärker auf eine emotionale Reaktion hindeuteten.

Einen Monat später wurden die Teilnehmer_innen nochmals befragt, um herauszufinden, wie beständig ihre Meinungen waren. Die Ergebnisse zeigten, dass je stärker die erste positive emotionale Reaktion war, desto wahrscheinlicher war es, dass diese Meinung auch einen Monat später noch Bestand hatte.

Daraufhin führten die Forscher_innen ähnliche Tests durch mit praktisch demselben Verfahren, aber anderen Szenarien. Dabei wurde z. B. gefragt, wie treu die Teilnehmer_innen im Laufe der Zeit bestimmten Marken geblieben sind und wie positiv ihre Online-Restaurantbewertungen zwischen mehreren Besuchen waren. Im letzten Test lasen die Teilnehmer eine von zwei Nachrichten über ein fiktives Wassertier. Eine Nachricht enthielt enzyklopädische Fakten über das Tier (sachliche Information), während die andere Nachricht über die Interaktion eines Schwimmers unter Wasser mit dem Tier berichtete (emotionale Information). Die Teilnehmer_innen, die die emotionale Information erhalten hatten, zeigten signifikant weniger Veränderung in ihrer Einstellung über die Zeit hinweg.

"Emotionalität ist ein bisher wenig beachteter Indikator für lang anhaltende Einstellungen", sagt Andrew Luttrell, Forscher an der Ball State University und der andere Hauptautor der Studie. "Diese Ergebnisse sind wichtig, um zu verstehen, warum manche Meinungen so schwer zu ändern sind, und wie man Meinungen schaffen kann, die Bestand haben."

Die Studie wurde in der Zeitschrift Psychological Science veröffentlicht.

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