Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe
Autor: Christian Frascella
ab 14 Jahren
Der Roman beginnt mit einer Prügelei auf dem Schulhof, Fäuste fliegen und Blut spritzt. Obwohl der Grund für diese Auseinandersetzung im weiteren Verlauf der Geschichte ziemlich irrelevant wird, gibt diese Szene dem Leser eine Aussicht auf den kompletten Verlauf des Buchs: Immer wieder geht es um Gewalt, um Schmerz, um Konkurrenz, Durchhaltevermögen und Stärke. Denn all das gehört zum täglichen Leben unseres Protagonisten: Er ist 17 Jahre alt und wohnt zusammen mit seinem gewalttätigen Vater, genannt Chef, und seiner jüngeren Schwester Francesca in einem heruntergekommenen Haus. Die Mutter hat die Familie vor einiger Zeit verlassen, seitdem dominieren Alkohol und Beleidigungen das Familienleben. Doch egal wie häufig der Chef seinen Sohn verprügelt oder ihm mit anderen Strafen droht – der Junge lässt sich nicht einschüchtern und geht seinen eigenen Weg, findet einen Job, verliebt sich. Und ähnelt dabei in seiner Art immer mehr dem Vater: Er wird zu einem Kotzbrocken, unhöflich, mit Hang zu Gewalt und vulgärer Sprache. Als der Chef eine neue Freundin mit nach Hause bringt, scheint sich die Situation zu bessern: Weniger Alkohol, weniger Gewalt – für die neue Flamme Virginia soll zuhause eine heile Welt entstehen. Der Sohn kann sich im Gegensatz zu seiner kleinen Schwester mit diesem Plan überhaupt nicht anfreunden und spielt mit dem Gedanken auszuziehen. Doch als sein Vater wegen einer Leberblutung ins Krankenhaus kommt, sehen sich alle Beteiligten gezwungen, ihre Differenzen zu überwinden – ob sie das schaffen?
*Meine Meinung*
Obwohl wir den Namen unseres Helden nicht erfahren, kommen wir ihm im Lauf des Romans unglaublich nahe. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Sprache des Romans: Es wird konsequent geflucht und beleidigt. Das scheint zu Beginn abstoßend und unpassend, doch je besser wir den Jungen kennen lernen, desto eher verstehen wir, dass diese Ausdrucksweise seine Art von Ehrlichkeit ist. Als typischer Draufgänger und Macho kämpft unser Held an zwei Fronten: Zuhause, gegen den Eindringling Virginia und im örtlichen Supermarkt um das Herz seiner Angebeteten Chiara. Diese Liebesgeschichte verleiht dem Roman einen zusätzlichen Aspekt, der die Geschichte abrundet. Insgesamt wirkt die Erzählung sehr authentisch, als ob sie gerade jetzt irgendwo auf der Welt genau so passieren könnte. Allerdings überwiegen die tristen und frustrierenden Momente, auf glückliche Zufälle muss der Leser lange warten. Trotzdem ist das Buch nicht von Traurigkeit oder Angst geprägt, das liegt vor allem daran, dass die Hauptfigur „Eier aus Stahl“ hat, wie er selbst mehrfach behauptet. Durch seine zähe und sarkastische Art macht er es dem Leser leicht, ihn durch sein Leben zu begleiten und das Buch durchaus lesenswert, wenn auch nicht unglaublich mitreißend.
*Erschienen bei Beltz & Gelberg*
Deine Meinung zu diesem Buch?
Weiter >>
Autorin / Autor: lacrima - Stand: 29. Juli 2014