„Niemand verstand hier Russisch, aber das war auch gar nicht nötig. Milas Lieder sprachen eine eigene Sprache...“ so beschreibt Rike, die eigentlich Frederike heißt, Milas Songs, die alle sofort in ihren Bann ziehen. Ganz besonders eben Rike, die die unscheinbare, zerbrechliche Mila in einer Ubahn singen hörte und sofort von ihr fasziniert war. Die beiden entwickeln eine Art Freundschaft, die jedoch von Milas vielen Geheimnissen und langen Abwesehnheiten überschattet wird. Mal steht Mila einfach vor Rikes Tür, ohne Vorwarnung, und dann lässt sie wochenlang nichts von sich hören.
Erstmal ein paar Infos zum Buch, bevor es weitergeht: „Milas Lied“ ist das Werk der Autorin Britta Keil, die einige von euch vielleicht durch ihren Debütroman „Zwei Sommer“ kennen. Das Buch hat 157 Seiten und erschien 2011 im Ravensburger Verlag. Für 14,99 € kann man es sich kaufen :)
Die Freundschaft zwischen Mila und Rike wird geprägt von Milas aprubten Abwesenheiten, die Rike sich nur schwer erklären kann, und von Rikes Eifersüchteleien, wenn ihre neue, einzige Freundin im großen Berlin, sie mal links liegen lässt. Eine Kluft wächst zwischen Mila und Rike, bis Mila plötzlich verschwindet und dann wie ganz von selbstverständlich bei Rike auftaucht, und sie bittet bei ihr wohnen zu dürfen. Nachdem Rike Nachforschungen anstellt und durch Zufall Milas Geheimnis entdeckt, verschärft sich die Situation. Die Angst, ihre Freundin unfreiwillig zu verlieren, wächst mit jedem Tag. Denn Mila ist illegal in Deutschland; ihr Visum, das sie bekam, um ihren großen Traum von der Musikkarriere zu erfüllen, längst abgelaufen. Doch Mila scheint das nicht zu stören, sie lebt unbekümmert in den Tag hinein, ohne sich große Sorgen zu machen, von der Polizei erwischt zu werden. Sind Rikes Ängste um ihre Mila berechtigt? Werden die beiden Freundinnen wieder zusammenfinden, nach dem großen Streit um Milas Aufenthaltserlaubnis? Und wird Mila überhaupt weiterhin in Deutschland bleiben können? All diese Fragen werde ich euch nicht beantworten, denn ihr sollt ja auch gespannt auf das Ende warten, wenn ihr dieses Buch lesen möchtet ;)
Britta Keil lässt die Geschichte zum größten Teil durch Rike erzählen, die ihre Sicht darlegt und dem Leser ihre Gedanken schildert. Ab und zu kommen kürzere Gedankensammlungen von Mila dazu, in denen man etwas über ihre Heimat erfährt, ihre Vergangenheit und ihre Liebe zur Musik. Allerdings nie so viel, dass man denkt, Mila wirklich zu kennen. Denn das ist unmöglich. Mila ist unberechenbar wie das Wetter, man kann sie nicht einschätzen, und wird auch nicht richtig klug aus ihr. Auch Rike erkennt das. Der Leser erfährt in der Geschichte alles, was er über Mila wissen muss, aber mehr auch nicht. Es ranken sich so viele Fragen um ihre Person, deren Antwort der Leser selbst erfinden kann. Dadurch kann man sich sehr gut in Rikes Situation hineinversetzen, die nie so hundert prozentig weiß, woran sie bei Mila ist.
Man wünscht den beiden Charakteren, dass sie trotz Streitig- und Schwierigkeiten irgendwie zusammenbleiben, auch wenn dies zeitweise unmöglich scheint.
Zu dem Ende möchte ich nicht allzu viel sagen, da ich es ja niemandem vermiesen will, das Buch zu lesen. Soviel sei gesagt: Es kommt irgendwie überraschend, passt aber auch zu Mila und Rike und zu ihrem Verhalten zueinander.
Mir persönlich hat das Buch gut gefallen, es ist sehr leicht zu lesen (an einem Nachmittag hatte ich es durch). Jedem, der auf der Suche nach einer etwas anderen Geschichte über Freundschaft ist, würde ich es auf jeden Fall empfehlen. Die Themen Abschiebung und der illegale Aufenthalt in Deutschland kommen in dem Buch auch vor, aber in erster Linie geht es um diese seltsam schöne Freundschaft dieser zwei so unterschiedlichen Menschen.
*Info: Ravensburger Verlag*