Miss Krassikowski

Autorin: Anja Fröhlich

Buchcover Miss Krassikowski

Paulina ist 13 und ein ganz normales Mädchen. Ihre Schwester Anastasia dagegen eifert schon ihrer Mutter (die Ober-Chefin) nach, die ganz damenhaft und feminin in ihrer Geschlechterrolle aufblüht, den Haushalt und Paulina aber vernachlässigt. Was der Ober-Chefin zum absoluten Glück noch fehlt, ist natürlich ein Mann – und der soll jetzt auch gefunden werden. Ganz zum Leidwesen von Paulina.

Obwohl ich aufgrund meines Alters nicht so ganz zur Zielgruppe (11 bis 14) des Romans gehöre, hat mir das Lesen Spaß gemacht. Das liegt vor allem an der jugendlichen Sprache, die manchmal – ob gewollt oder ungewollt – ins Komische abdriftet. (Das berühmt-berüchtigte „No Go“ als Beispiel.) Die Charaktere sind ein wenig überspitzt gezeichnet und wirken so sehr real und plastisch, was mir gut gefällt. Nur Paulina mangelt es etwas an Farbigkeit und Präsenz. Zwar erzählt sie aus der Ich-Perspektive und lässt den Leser indirekt an ihren Gefühlen teilhaben, aber darüber hinaus fand ich Paulina langweilig und viel zu normal, um gegen die anderen Hauptpersonen anzukommen. Auch aus der Teenie-Love-Story macht die Autorin nicht viel (aber womöglich passiert mit 13 auch „nicht viel“). Paulina nimmt dagegen eher eine Beobachter- und Kritikerhaltung ein, die der des Lesers nahe kommt. Das kann Möglichkeiten zur Identifikation bieten, oder aber – wie gesagt – etwas farblos daherkommen.

Die Männersuche und der verzweifelte Charakter der Mutter dagegen erscheinen wegen der zugrunde liegenden Tragik (ab 40 ist man alt und bekommt keinen Mann mehr, und wenn doch, muss man sich unbedingt verbiegen, um ihn halten zu können) übermächtig und alles-in-den-Hintergrund-stellend , sie scheint für mich die wahre Hauptperson zu sein. Und das, obwohl auch Paulina an der Situation zu knabbern hat.

Das Rätsel der Geschichte taucht etwas überraschend auf, und weckte detektivische Neugierde in mir. Leider wird es nicht vollständig aufgelöst, und lässt den Roman etwas lose enden. Aber es ist wohl nicht zu viel verraten, wenn ich die Vermutung anstelle, dass alle Weiber wohl über kurz oder lang ihren Traumtypen gefunden haben werden.

Fazit: Lesen, wenn das Herz nicht nur für große Love Stories oder gruslige Schauermärchen schlägt!


*Erschienen bei: Pink*

Weiter >>

Autorin / Autor: annik - Stand: 16. April 2012