Mohammed - Das unbekannte Leben des Propheten

Autor: Lorenz Just
ab 14 Jahren

Buchcover

Just beginnt seine Erzählung, wie zu erwarten, chronologisch mit der Geburt Mohammeds und seiner Kindheit. Aufgezogen von einer Amme in der Wüste bewirkte der Prophet schon als Säugling außergewöhnliche Dinge: Er brachte seiner Pflegefamilie Gesundheit und Wohlstand, was ihn früh zu einer Art „Wunderkind“ werden ließ. Doch erst im Erwachsenenalter wird klar, was es mit Mohammed wirklich auf sich hat: In der Wüste erhält er Weisungen durch den Engel Gabriel, der ihm die Suren des Korans beibringt und ihn das Gebet lehrt. Just macht deutlich, dass Mohammed aus einfachen Verhältnissen stammte: Er war Halbwaise, und beinahe hätte ihn die Amme abgewiesen. Bald verstirbt auch seine leibliche Mutter und er muss schon früh alleine zurechtkommen. Auch später ist sein Weg steinig: Zunächst kann Mohammed nicht einmal selbst verstehen, was er vom Engel Gabriel in der Wüste empfangen hat. Er glaubt, verrückt zu werden, und will sich in den Tod stürzen. Später, als er beginnt, seine Lehre unter seinen Freunden und Familienmitgliedern zu verbreiten, begegnen ihm viele seiner Onkel feindselig. Sie wollen die Lehre ihrer Väter nicht ablegen, Mohammed erscheint ihnen als Hochstapler, sie trauen ihm nicht. Und doch gelingt es ihm, immer mehr Anhänger zu finden, mit denen er zunächst im Verborgenen, doch später auch in der Öffentlichkeit seinen neu gefundenen Glauben praktiziert.

„Das Unbekannte Leben des Propheten“ – dieser Titel ist auf jeden Fall zutreffen. Ich habe ihn diesem Buch viel Neues erfahren, viel gelernt. Als Christin war mir kaum etwas über das Leben von Mohammed bekannt. Deshalb fand ich es besonders hilfreich, dass Just keinerlei Vorwissen in Bezug auf den Islam voraussetzt. Er erklärt nicht nur die Bevölkerungsstrukturen in der arabischen Welt Mohammeds, sondern auch den Aufbau des Korans, was Suren sind und woraus die Scharia besteht. Was mir besonders aufgefallen ist und gut gefallen hat, sind die vielen Parallelen zu anderen Weltreligionen, wie zum Beispiel dem Christentum, die Just aufzeigt. Die meisten von uns kennen sicher die Geschichte von Abraham, der Gott einen Sohn opfern soll, um ihm seinen Glauben zu beweisen. Eine ganz ähnliche Geschichte findet sich auch im Koran: Hier ist es Mohammeds Vater, der von dessen Vater geopfert werden soll. Letztendlich werden 100 Kamele an seiner Stelle dargebracht, doch die Parallele ist eindeutig. Besonders solche Vergleiche haben mir geholfen, ein Gefühl für den Islam und seine Geschichte zu entwickeln. Just schreibt in einfachen Worten und simplen grammatikalischen Strukturen, sodass es trotz vieler arabischer Wörter leicht fällt, dem Verlauf der Erzählungen zu folgen. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass es sich bei „Mohammed“ um ein Sachbuch handelt: Nicht Spannung und Unterhaltung, sondern Information und Wissensvermittlung stehen im Vordergrund. Dementsprechend muss man als Leser ein gewisses Interesse mitbringen, um an Justs erstem Buch Gefallen zu finden.

*Erschienen bei: Gabriel*

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    Stand: 30.10.2015