Morgen irgendwo am Meer

Autorin: Adriana Popescu

Romy ist hübsch. Romy ist beliebt. Romy hat einen tollen Freund: Julian. Beide haben gerade ihr Abitur hinter sich und die große Freiheit erwartet sie. Beinah gelingt es Romy sogar, die dunklen Gedanken zu vertreiben, die sie ständig daran erinnern. An das, was sie so gerne vergessen will. An das, was nicht zu diesem jungen, fröhlichen Mädchen passt. Doch da gibt es auch noch Konrad, der einfach nicht zulassen will, dass sie vergisst, dass ihr Leben mit Julian weiter geht. Und so kommt es, dass Romy sich plötzlich auf einem Road Trip wiederfindet: Nur sie, Julian, sein alter Mercedes – und Konrad. Schon früh entstehen Spannungen, denn Julian ist der ständig nörgelnde Konrad auf seiner Rückbank so gar nicht geheuer. Warum wollte Romy unbedingt, dass sie ihn mitnehmen? Und warum scheinen die beiden sich besser zu kennen als Romy zugeben will? Schließlich entscheidet Julian, dass im Wagen noch Platz für eine weitere Mitfahrerin ist: Nele. Und so machen die vier sich auf in Richtung Lissabon – wobei jeder der vier mehr im Gepäck hat, als seine Mitreisenden wissen.

Adriana Popescu erzählt eine Geschichte, wie sie typischer nicht sein könnte: Zwei Jungs, ein Mädchen, das ist offensichtlich einer zu viel. Als Leser glaubt man schnell, die Wahrheit zu kennen und muss die eigene Interpretation der Geschehnisse doch immer wieder anpassen. Denn die Dinge liegen anders, als sie auf den ersten Blick scheinen: Es gibt eine fünfte Hauptfigur, die die Geschichten von Romy und Konrad miteinander verwebt und eins werden lässt. Dadurch sind die beiden verbunden, egal wie sehr Julian sich bemüht, einen Keil zwischen sie zu treiben. Der Autorin gelingt es durch ihre multiperspektivische Erzählweise, die Gefühlswelten aller Protagonisten abzubilden und den Leser mit allen vier Perspektiven vertraut zu machen. Dabei gehen die einzelnen Kapitel oft nahtlos ineinander über, was einen angenehmen Lesefluss ermöglicht. Popescus Sprache ist dabei stets natürlich und gleichzeitig kunstvoll. Während die Gespräche der Jugendlichen authentisch und spontan wirken, sind die beschreibenden Passagen detailreich und wunderschön, als würde die Autorin beim Schreiben einzelne Pinselstriche im Kopf des Lesers zu einem Gesamtkunstwerk zusammenfügen. Die Geschichte ist dabei kurzweilig und emotional, wirkt an manchen Stellen aber leider auch etwas überladen. Dies verzeiht man als Leser jedoch gerne, da das Buch einen immer wieder berührt, zum Lächeln bringt und schließlich mit feuchten Augen zurücklässt.


*Erschienen bei cbt*

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    Autorin / Autor: lacrima - Stand: 7. Mai 2019