Neurotisches Wahlverhalten?

Studie warnt vor irrationalem Wahlverhalten, bei dem psychische Not die globale politische Landschaft prägt

Der Erfolg populistischer politischer Strömungen rund um den Globus stellt viele Menschen vo ein großes Rätsel. Warum wird eine Person wie Donald Trump Zum US-Präsidenten gewählt? Wieso haben die Brit_innen für den Brexit gestimmt? Eine neue Studie, die in der Zeitschrift Social Psychological and Personality Science veröffentlicht wurde, erklärt den Trend nun mit einer gewagten These: angeblich sollen in Regionen, in denen mehr Menschen mit neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen leben, populistische Haltungen eher verbreitet sein als anderswo.

Für ihre Forschung analysierten die Wissenschaftler_innen Persönlichkeitsmerkmale aus Online-Umfragen bei mehr als 3 Millionen Menschen in den USA und mehr als 417.000 Menschen in Großbritannien. Die Wahldaten wurden aus öffentlichen Quellen zusammengestellt.

"Unsere Studie zeigt, wie Neurotizismus oder psychische Not die globale politische Landschaft prägt", sagte der leitende Studienautor Martin Obschonka, er ist Psychologe und außerordentlicher Professor an der Queensland University of Technology in Australien. "Man könnte es auch 'irrationales' Wahlverhalten nennen".

Neurotizismus wurde bisher nicht mit Wahlverhalten in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass es sich um einen "Sleeper-Effekt" handeln könnte, mit dem Potenzial, einen tiefgreifenden Einfluss auf den Erfolg populistischer politischer Kampagnen auf der ganzen Welt zu haben, erklärte Obschonka.

Die Trump- und Brexit-Kampagnen stützten sich sowohl Angst-Themen als auch auf "verlorenen Stolz", beides hänge mit neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen zusammen, die anhaltende Gefühle von Angst, Depression, Neid oder Eifersucht beinhalten. Regionen in den USA mit größerer Unterstützung für Trump waren den Gebieten in Großbritannien, die den Brexit unterstützten, sehr ähnlich. In beiden Gebieten leben mehr Weiße, es gibt ein niedrigeres Bildungsniveau und Einkommen und eine weniger liberale Einstellung. Auch ehemalige Industriegebiete, die sich im wirtschaftlichen Niedergang befinden, zählten eher zu den Trump- oder Brexit-Anhängern.

Die Brexit-Abstimmung im Juni 2016 über den Austritt aus der Europäischen Union war mit 51,9 Prozent der Wähler_innen und Wähler sehr knapp ausgefallen. Auch Trump's Präsidentschaftssieg im Jahr 2016 schockierte viele Menschen. Seine entscheidenden Stimmgewinne machte er in Staaten wie Pennsylvania, Wisconsin und Ohio, die 2012 noch die Demokraten gewählt hatten. Besonders erfolgreich war Trumps populistische Kampagne auch in den ehemaligen Industriezentren, die sich im wirtschaftlichen Niedergang befinden.

Die Forscher untersuchten keine Einzelpersonen, sondern bewusst Regionen, in denen ein größerer Trends in Bezug auf psychologische Merkmale zu beobachten ist. Sie stützten sich nicht auf spezifische Diagnosen von psychischen Erkrankungen einzelner Wähler_innen. Die Studie schloss auch Nordirland wegen des Mangels an verfügbaren Daten von der Brexit-Analyse aus.

Man müsse die Ängste und Sorgen von Wähler_innen mit neurotischen Persönlichkeitsmerkmalen ernst nehmen und ihnen mehr Fakten zur Verfügung stellen, um diese Ängste zu zerstreuen, sagte Obschonka. Auch Bildung könnte auch Puffer gegen angstverherrlichende populistische politische Kampagnen sein, denn in Regionen mit mehr Hochschulabsolvent_innen sei auch weniger Neurotizismus vorhanden.

Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal Social Psychological and Personality Science veröffentlicht.

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 12. März 2018