Der Roman „Niemandsland“ von Watt Key ist im Dressler Verlag am 31. März 2011 erschienen und geht um den 14-jährigen Jungen Hal, der bis zu seinem 18 Lebensjahr in einem sogenanntes Jungenheim bzw. eine Jugendstrafanstalt seine Strafe absitzen muss und sein Erlebnisse in dieser gefängnisähnlichen Institution. In dieses Jungenheim kommen „die Wiederholungstäter und die besonders Aufmüpfigen“. Hal aber hat die Chance, rasch wieder entlassen zu werden, wenn er sich an die Regeln hält und keinen Ärger macht, wie sein Anwalt ihm sagt. Doch die Anstalt wird von zwei rivalisierenden Gangs beherrscht und jeder Neue muss sich für eine Seite entscheiden, sonst ist er „vogelfrei“ und wird von beiden Seiten als Punchingball benutzt. Für Hal bedeutet der Beitritt in einer der beiden Gruppen nur Ärger, dem er doch eigentlich aus dem Weg gehen wollte, und so entscheidet er sich für das „Niemandsland“. Das Niemandsland, welches dem Buch seinen Namen gibt, gehört den Jungen die sich keiner Gang angeschlossen haben (abgesehen von Hal nur einer). Aber mit dieser Entscheidung hat Hal sich Feinde gemacht und schnell stellt er fest, dass dieses „keinen Ärger einhandeln“ gar nicht so einfach ist, wie gedacht. Nicht nur wegen der anderen Jugendlichen oder alten Feinden, sondern auch wegen der willkürlichen Heimleitung und den ignoranten und bestechlichen Wärtern. Und aus der vermeintlich kurzen Zeit könnten ganz schnell vier Jahre werden, und das wo doch draußen eine Freundin auf Hal wartet ….
Das Buch hat 249 Seiten und ist mit der großen Schrift sehr einfach zu lesen. Die Sprache ist ebenfalls gut verständlich und in einfachen Sätzen gehalten.
*Meine Meinung*
Ich denke, dass das Buch auf einer sehr guten Idee aufbaut und dass die Thematik durchaus etwas ist, auf das aufmerksam gemacht werden muss und vor allem bei Jugendlichen mehr propagiert werden sollte. Allerdings ist die Umsetzung sehr einfach gehalten und mit, meiner Meinung nach, schlecht anknüpfenden und teilweise etwas unlogischen Reaktionen der Hauptcharaktere. Es hat ein paar wenige Spannungsmomente, aber keinen wirklichen Höhepunkt, auf den das Buch hinarbeitet.
Das Leben in der Jungendstrafanstalt Hellenweiler kann ich persönlich nicht beurteilen, da ich mich nicht damit auskenne, aber genau deswegen hat mich eine Frage während des Lesens auch begleitet: Ist so etwas möglich und wenn ja: Wie? Ich hatte beim Lesen leider nicht das Gefühl, dass die Darstellungen realistisch waren und die Situationen wirklich möglich, sodass sich die Frage einfach aufdrängen musste. Denn die Verhältnisse, die in diesen Jungenheim herrschen, sind meiner Meinung nach nicht wirklich tragbar. Zwei Gangs, die in regelmäßigen Abständen aufeinander losgehen und untereinander auch körperliche Machtdemonstrationen durchführen, während die Wärter und Lehrer danebenstehen und wegsehen. Die Krankenberichte werden über Jahre hinweg gefälscht, ähnlich wie die Berichte über das Verhalten der Jugendlichen. Ohne, dass jemand aufmerksam wird? Dies alles mag ja noch irgendwie möglich sein, wenn auch für mich schwer vorstellbar. Aber, dass ein Junge regelmäßig in diesem Jungenheim ein und auswandern kann, wie es ihm gerade passt (was meiner Meinung nach nicht mal mit Papas Anwälten zu bewerkstelligen ist), und dann dort auch noch Vorzugsbehandlungen erfährt, weil er den Leiter erpressen kann, erscheint mir dann doch etwas weit hergeholt. Aber nun gut, für die Handlung ist dies entscheidend und liest sich interessant.
Positiv ist bei dem Buch anzumerken, dass es durch die einfache Schreibweise sehr flüssig zu lesen ist und dass man, mit etwas Mühe, sich auch sehr gut in die Hauptperson Hal hineinversetzen kann und mit ihm fühlt, wenn sein Vater oder seine Freundin ihn besuchen, oder er sich wieder gegen die Angriffe der anderen Jugendlichen wehren muss. Die Charaktere in diesem Buch sind insgesamt sehr gut gelungen und entsprechen nicht unbedingt den üblichen Stereotypen. Wie oben aber erwähnt sind wiederum die Reaktionen dieser Charaktere nicht gut nachvollziehbar, aber dies ist auch Geschmackssache.
Ich empfehle dieses Buch Jungen und auch Mädchen zwischen 12 und 14, die sich mit solch einer Thematik auseinandersetzen wollen, weil ich denke, dass ein paar der Szenen in diesem Buch doch recht brutal sind, dass Buch aber auch nicht sehr anspruchsvoll ist, sodass es ältere Leser schnell langweilen könnte.
Für diese älteren Leser könnte ich an Anlehnung daran, das Buch „Boot Camp“ empfehlen, das ein ähnliches Thema behandelt, aber für ältere Leser besser geeignet ist.
Fazit: Es ist eine sehr nette und interessante Lektüre für zwischendurch, die aber leider keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
*Erschienen bei Dressler*
Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 28. Juni 2011