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Studie der PFH zu neuer Angststörung: Nomophobie soll auch in Deutschland weit verbreitet sein

Steigt Panik in dir auf, wenn du dein Handy zu Hause vergessen hast oder der Akku leer ist? Ist es dir unangenehm, wenn du nicht erreichbar bist? Musst du ständig an dein Smartphone denken, auch wenn du es gerade nicht nutzen kannst oder darfst?

Dann leidest du möglicherweise unter Nomophobie ("no mobile phone phobia"), der Angst, vom eigenen Smartphone getrennt zu sein. Laut einer aktuellen Studie an der der PFH Private Hochschule Göttingen ist diese (noch nicht offizell anerkannte) Krankheit, die vor allem bei exzessiver Smartphone-Nutzung auftritt, auch in Deutschland weit verbreitet.

„Bisher gab es in Deutschland kein geprüftes diagnostisches Instrument für Nomophobie“, sagt Prof. Dr. Yvonne Görlich, Professorin für Psychologische Diagnostik und Differentielle Psychologie an der PFH Private Hochschule Göttingen. Für ihre Studie mit insgesamt 807 Freiwilligen haben Görlich und ihr Team darum  einen international häufig eingesetzten Fragebogen ins Deutsche übersetzt. Dieser Fragebogen erfasst die Stärke von vier Dimensionen, die für „Smartphone-Entzug“ typisch sind: (1) "Nicht kommunizieren können", (2) "Verbindungsverlust", (3) "Nicht auf Informationen zugreifen können" und (4) "Komfortverzicht".

Nomophobie ist eine Angststörung

Die Studie der PFH ergab, dass fast die Hälfte der Teilnehmenden (49,4 %) ein mittleres Maß an Nomophobie aufwies, weitere 4,1 % eine schwere Nomophobie. Obwohl es Überschneidungen mit der Smartphone- und Internetsucht gibt, stellt Nomophobie ein eigenständiges Konstrukt dar. „Geht das Handy verloren oder ist man aufgrund eines Funklochs oder eines leeren Akkus kurzzeitig nicht erreichbar, kommt es zu einem subjektiv verschobenen, übermäßigen Angstempfinden“, erläutert Prof. Dr. Yvonne Görlich. „Smartphone-Abhängigkeit zählt zu den Suchterkrankungen, während Nomophobie eine Angststörung ist“, erläutert die Psychologin den Unterschied. Die Betroffenen erleben in erster Linie einen Kontrollverlust über ihre Smartphone-Nutzung, der sich auf andere Bereiche ihres Lebens auswirkt. „In früheren Studien wurden signifikante Zusammenhänge zwischen Nomophobie und Einsamkeit, Depression, Ablenkung und verminderter Impulskontrolle festgestellt“, so Görlich. Ein weiteres Phänomen, das eng mit der Nomophobie zusammenhängt, ist die Angst, etwas zu verpassen, die sogenannte Fear of Missing Out (FoMO).

Frauen stärker betroffen

Die Studie der PFH ergab weiterhin, dass Männer im Durchschnitt einen Nomophobie-Wert von 54 erreichten und Frauen von 63. Ohne ihr Smartphone fühlen sich Betroffene unwohl, sind nervös, ängstlich oder gereizt. Dabei zeigten Frauen bei den Faktoren „Nicht kommunizieren können“ und „Komfortverzicht“, signifikant höhere Werte als Männer. „Wir können davon ausgehen, dass Frauen aufgrund eines stärkeren Bedürfnisses nach sozialen Beziehungen das Smartphone stärker zur Kommunikation nutzen und somit höhere Nomophobie-Scores erzielen“, erläutert Görlich. Bei der Häufigkeit der Smartphone-Nutzung gab es keine signifikanten Unterschiede, Frauen waren jedoch länger mit dem Smartphone beschäftigt als Männer.

Bisher keine Störung von Krankheitswert

Noch gilt Nomophobie jedoch nicht als anerkannte Krankheit. Görlich ist überzeugt, dass sich das ändern sollte. „Angesichts der so weit verbreiteten Smartphone-Nutzung und internationaler Studienergebnisse liegt die Frage nahe, ob Nomophobie in die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) oder das Diagnostische und Statistische Handbuch Psychischer Störungen (DSM) aufgenommen werden sollte und damit als Angststörung anerkannt wird“, so die Forscherin.

Teilnehmende für weitere Studie gesucht – Smartphone-Fasten

Mit einer weiteren Studie soll jetzt untersucht werden, inwieweit eine kontrollierte Smartphone-Nutzung Nomophobie, aber auch Depressions-, Angst und Stresssymptome reduzieren sowie Wohlbefinden und Kreativität fördern kann. Für die Online-Studie werden Teilnehmende ab 18 Jahren gesucht, die ihr Smartphone mindestens zwei Stunden täglich nutzen und bereits einen Leidensdruck verspüren. „Wir suchen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Nomophobie-Symptome aufweisen wie Stress und Beklemmung bei ausgeschaltetem Mobiltelefon, Angstzuständen bei leerem Akku, aufgebrauchtem Datenvolumen, bei Unerreichbarkeit oder einem Gefühl der Panik, wenn das Smartphone zu Hause gelassen wurde“, erklärt Prof. Dr. Yvonne Görlich.

Die Teilnehmenden sollen zu drei bzw. vier Zeitpunkten im Abstand von je zwei Wochen jeweils eine ca. 15-minütige Umfrage ausfüllen. Dabei werden zwei zufällige Gruppen gebildet, die ihr Smartphone kontrolliert nutzen sollen. Dabei geht es nicht darum, ganz auf das eigene Smartphone zu verzichten, sondern es bewusst zu nutzen (z.B. tägliche Smartphone-Nutzung nicht länger als 2 Stunden). Ab sofort kann an der Studie anonym teilgenommen werden. „Die Studie bietet Teilnehmenden die Chance, Smartphone-Fasten auszuprobieren und ihr Nutzungsverhalten zu kontrollieren sowie ihr Befinden zu dokumentieren“, erläutert die Forscherin.

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Autorin / Autor: Pressemitteilung / Redaktion - Stand: 6. Februar 2023