Öffne mir das Tor zur Welt

Autorin: Helen E. Waite
ab 13 Jahren

Buchcover

Helen Keller ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Geboren im Jahre 1880 in Alabama verlor sie im Alter von nur zwei Jahren ihr Gehör und ihr Augenlicht durch eine Hirnhautentzündung. Von nun an lebt das kleine Mädchen in vollkommener Dunkelheit und Stille, kann sich nicht verständlich machen und hat keine Möglichkeit, mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Es ist schnell frustriert und wird leicht aggressiv, eine Erziehung ist kaum möglich. Auch ihre Familie leidet darunter, dass ihre Tochter in absoluter geistiger Isolation aufwachsen muss.

Zur gleichen Zeit beendete die junge Annie Sullivan in Boston ihre Ausbildung im Perkins-Institut für Blinde. Annie ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und hat im Alter von drei Jahren ihr Augenlicht durch eine bakterielle Infektion eingebüßt. Durch verschiedene Operationen gelang es jedoch, ihr Sehvermögen teilweise wieder herzustellen. Im Perkins-Institut traf Annie auf die taubblinde Laura Bridgman und lernte dadurch den Umgang mit taubblinden Menschen, besonders die große Rolle die das Fingeralphabet dabei spielt. Nach ihrem Abschluss ist Annie verzweifelt auf der Suche nach einer Aufgabe: Aufgrund ihres mangelhaften Sehvermögens kann sie keiner Beschäftigung nachgehen und eine Familie, die sich um sie kümmern könnte, hat sie nicht. Da erreicht sie ein Schreiben einer hilfesuchenden Familie aus Alabama, die händeringend ein qualifiziertes Kindermädchen für seine taubblinde Tochter sucht. Annie Sullivan und Helen Keller haben sich gefunden.
Von nun an sind die beiden unzertrennlich. Annie übernimmt die Betreuung von Helen und gewöhnt sie spielerisch an das Fingeralphabet, sie schafft es ganz allmählich, dass Helen Wörter mit Dingen verbindet und ihre Umwelt als solche wahrnimmt. Eine unglaubliche Entwicklung nimmt ihren Lauf, die sowohl  Helen als auch Annie immer wieder an ihre Grenzen bringen wird.

Das Buch „Öffne mir das Tor zur Welt“ von Helen E. Waite erzählt auf ehrliche und authentische Weise aus den Leben der Helen Keller und Annie Sullivan. Dabei geht die Autorin insbesondere  auf die Kindheit von Helen und ihre ersten Lernerfolge ein, auch ihre Persönlichkeit und Verhaltensweisen werden ausführlich beschrieben. Dabei wird deutlich, dass das Buch vor allem aus Aufzeichnungen und Niederschriften von Annie Sullivan entstanden sein muss, denn ihre Perspektive dominiert deutlich. Helens Gedanken kommen nur an einzelnen Stellen wirklich zum Tragen. Die Autorin Waite legt außerdem einen sehr starken Fokus auf die Beziehung der beiden Frauen zueinander, die von tiefer Liebe und gegenseitigem Respekt geprägt ist.

Insgesamt hat mich das Buch tief beeindruckt und ich kann jedem nur empfehlen, es zu lesen. Es ist einerseits anrührend, zu erfahren wie die kleine Helen nach und nach ihr eigenes Leben als solches erkennt, andererseits ist es aber auch sehr interessant einen Einblick in das Leben eines taubstummen Menschen zu bekommen.

*Erschienen bei Geistesleben*

    Autorin / Autor: lacrima - Stand: 8. Juni 2015