OMG, diese Aisling!

Autorinnen:  Sarah Breen, Emer McLysaght
Übersetzt von Barbara König

21.8. Simone W.

Die 28-jährige Aisling hat einen guten Job, eine liebende Familie, eine beste Freundin und einen festen Freund - das Einzige, was zu ihrem vermeintlichen Glück fehlt, ist der Ring am Finger. All ihre Freundinnen beginnen sich niederzulassen, wie es in ihrem irischen Heimatort Ballygobbard eben so üblich ist, doch ihr Freund hegt noch überhaupt keine Heiratsabsichten.
Daher verabschiedet sich Aisling kurzerhand nicht nur von ihrem Freund, sondern auch von ihrem festgefahrenen Leben, wo die Dorfgemeinschaft und die örtliche Sportmannschaft der Mittelpunkt sind, und zieht stattdessen in eine hippe WG inmitten Dublins. Von da an verändert sich nicht nur ihr Leben von Grundauf, sondern auch die ordnungsliebende, pflichtbewusste, naive Aisling selbst…

*Meine Meinung*
Mich hat das Buch leider insgesamt enttäuscht. Vom Klappentext ausgehend hatte ich mir eine starke, mitten im Leben stehende Hauptfigur vorgestellt, die endlich ihren eigenen Weg geht und sich nicht länger von den Dorfkonventionen und ihrem unreifen Freund abhängig macht.
Stattdessen wird man mit „einer Aisling“ konfrontiert, was anscheinend eine ganz bestimmte Art Frau bezeichnen soll: ein unglaublich an Regeln gebundenes, vernünftiges und geradliniges Mädchen. Ich bin kein Fan von so einer Schubladen-Philosophie, weil zu einer echten Frau einfach mehr Charakterzüge gehören als diese paar Umrisse. Das Ziel der Autorinnen war es scheinbar, einen Typ zu beschreiben, den wir entweder kennen oder in dem uns selbst wiederfinden können. Tatsächlich war die Buch-Aisling jedoch stellenweise undenkbar unsympathisch und zweidimensional wie ein Blatt Papier. Ihre engstirnige Art über andere zu denken und ihre Mitmenschen zu verurteilen, ruft beim Lesen nur Kopfschütteln hervor.

Als ihr Freund zugibt, dass Heirat für ihn erst einmal kein Thema ist, macht sie einfach mit ihm Schluss und verhält sich ihm gegenüber nach der Trennung zusätzlich ziemlich schrecklich. Ich hätte dafür noch ein Auge zudrücken können, wenn das Buch danach den Weg gegangen wäre, den Trennungsprozess ein wenig ernster zu nehmen und dem Leser zu zeigen, dass man auch über langjährige Beziehungen gesund hinwegkommen kann. Im Spoiler-Teil erkläre ich, warum man darauf lange warten kann.

Angesprochen haben mich allerdings die stellenweise wirklich lustigen Elemente, die für mich die langweiligen Teile der Handlung erträglich gemacht haben. Positiv anzumerken ist außerdem, dass Aisling alles in allem über den Verlauf der Handlung doch an ihren Problemen wächst: Ihr Vater erkrankt, sie steigt wieder ins Dating-Leben ein und sie findet neue Freundinnen. Diese Erfahrungen lassen sie einige Vorurteile ablegen und umdenken.
Toll sind außerdem die ganzen irischen Namen, von denen man zunächst keine Ahnung hat, wie man sie ausspricht, wie Aisling selbst [ˈæʃlɪŋ], oder – der absolute Hammer – Sadhbh [saɪv]. Das war für mich aber auch leider schon der Höhepunkt des Buchs und daher leider keine dringende Weiterempfehlung wert, sofern noch Spannenderes zur Verfügung steht.

*Spoiler:*
Anstatt den Lesern zu zeigen, dass das Leben nach einer schwierigen Trennung weitergeht und es wirklich möglich ist, über einen Partner hinwegzukommen und das eigene Leben in der Zwischenzeit mit anderen erfüllenden Dingen zu füllen, bahnt sich ganz am Ende erneut eine Romanze zwischen ihr und ihrem Exfreund an, was mich nach allem ziemlich enttäuscht hat, zudem sich an ihrem „Trennungsgrund“ auch gegen Ende nichts verändert hat.

Außerdem hatte Aisling in der Zwischenzeit etwas mit dem Mitbewohner ihres Exfreunds (Okay…), daher hätte ich mir fast gewünscht, dass sie stattdessen mit jemand anderem zusammenkommt. So, wie sie ihren Freund behandelt hat, ist es auch komplett unrealistisch, dass er sie überhaupt zurückwill.
Wirklich bewegt haben mich einzig einige ihrer Gedanken nach der Trennung (die durch das Wiederzusammenkommen am Ende allerdings bedeutungslos gemacht werden), den Draht zu ihrer Familie und die Problematik der Krankheit ihres Vaters und die wirklich festen Freundschaften, die sie schließt. Interessant war außerdem, dass Abtreibungen thematisiert wurden, was ja vor allem in Irland ein schwieriges Sujet ist. 

*Erschienen bei bold (Imprint der dtv)*

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Autorin / Autor: Simone - Stand: 5. September 2019