Online fühle ich mich frei - Mein Leben im Netz
Autorin: Julia Kristin
Das biografisch geprägte Buch „Online fühle ich mich frei – mein Leben im Netz“ von Julia Kristin, deren Name von der Redaktion geändert wurde, handelt von Mediensucht. Ab ihrem 14. Lebensjahr haben Computer und social Networks eine besondere Anziehung auf Julia.
Ihr Leben lang versucht sie der Mediensucht zu entkommen, aber die Verlockung der social Networks, der Smartphones und der anonymen Offenheit im Internet ist zu groß. Das Buch ist eine Mischung aus Biografie und Aufklärungsroman, es enthält unglaublich viele Fakten lässt sich aber gleichzeitig sehr flüssig lesen.
Julia Kristin beschreibt ihr ganzes Leben, erzählt von ihren Adoptiveltern und wie sie schon mal die Tür einschlagen musste um an den Computer zu kommen. Sie beschreibt anschaulich was sie so an dem Internet fasziniert: Das gehört werden. In der virtuellen Welt werden Jugendliche anders wahrgenommen, Julia kann diese Welt beherrschen, sie verändern wie sie will. Als die reale Welt Julias Anforderungen nicht erfüllt und sie sich immer mehr zurückzieht, sind es ihre Freunde im Internet, die immer für sie da sind, denn irgendjemand sitzt immer gerade vor dem Computer. Ihre Adoptiveltern erkennen weder ihre Online-Sucht als ernsthaftes Problem an, noch nehmen sie ihre sich immer mehr zurückziehende Tochter voll war. Währenddessen ist Julia 24 Stunden am Tag online, sie darf nicht verpassen, wer wo was mit wem gemacht hat, und schafft es sogar neben ihrer Ausbildung zu chatten. Dabei quält sie die ständige Angst, etwas wichtiges zu verpassen, sie fühlt sich verlassen wenn gerade niemand anderes zum chatten online ist und macht die virtuelle Welt zu ihrer Außenwelt.
Man fiebert während des gesamten Buchs mit Julia mit und hofft immer wieder, dass sie es schaffen wird, von ihrer persönlichen Droge, ihrer Krankheit, wie sie die Sucht selbst immer nennt, loszukommen. „Online fühle ich mich frei“ beschäftigt sich nicht nur mit der Medien- und der Online- Sucht, sondern auch mit der Sucht sich mitzuteilen und dem Wunsch nach mehr Aufmerksamkeit.
Als sie einen Autounfall hat, wird nicht als erstes geguckt, wie schwer sie oder der andere Autofahrer verletzt ist. Nein: es wird nach dem Smartphone gegriffen und es der ganzen virtuellen Welt über Facebook, Twitter, Wer-kennt-wen und wie sie noch alle heißen mitgeteilt.
Während Julia Kristin anschaulich und trotzdem sachlich über ihre jahrelange Sucht erzählt, wird klar ob sie sie überwunden hat. Denn am Ende zählt nicht, dass man vollkommen abstinent lebt, sondern dass man aus einem anderen Blickwinkel auf das Suchtobjekt schauen kann. Die Autorin und gleichzeitige Protagonistin hat es geschafft, ihr Einstellung gegenüber social Networks zu ändern. Was am Anfang hieß „Facebook lässt mich nie im Stich“ hat sich zu „In der virtuellen Welt ist und bleibt jeder für sich allein“ entwickelt. Für Leser, die sich für Medien-Sucht interessieren, ist dieses Buch perfekt. Julia Kristin erzählt ganz ungehemmt über all ihre Gefühle, ihre Ängste und ihre Hoffnungen und lässt die Denkweise der Süchtigen klarer erscheinen. Ein tolles Buch, aus dem man viel lernen kann!
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Autorin / Autor: anna95 - Stand: Juni 2012