Kieselerde gegen Spinnenangst?
Studie: Placebos können Phobien eindämmen
Sterbt ihr fast einen Herztod, wenn eine dicke, fette Spinne ihre acht haarigen Beine genau auf euch zusteuert? Werdet ihr hysterisch, wenn ihr Blut seht? Im Prinzip ist eine gewisse Abwehreaktion in solchen Fällen ganz natürlich. Schließlich könnte die Spinne ja giftig sein (zumindest wenn ihr euch gerade in exotischen Ländern aufhaltet) und auch bei Blut, Fäkalien, Schlangen oder andere unbekannten Krabbeltieren dürft ihr euch ekeln, denn es könnte von ihnen tatsächlich eine Gefahr ausgehen.
Manchmal wird die Angst vor solchen Dingen aber so groß, dass der Alltag nicht mehr normal bewältigt werden kann - etwa, wenn jemand nicht mehr schlafen kann, weil eine kleine harmlose Stubenspinne im Zimmer ist (und das ist ja eigentlich immer so). Darum forschen WissenschaftlerInnen schon lange an Therapiemöglichkeiten für solche Phobien (Angsstörungen).
Ein erstaunlich wirksames Mittel haben nun WissenschaftlerInnen um die Psychologin Prof. Dr. Anne Schienle in einer aktuellen Studie ermittelt. Sie haben herausgefunden, dass derartige Ängste sich auch mit dem Placebo-Effekt vertreiben lassen.
*Scheinmedikamente, die wirken*
Placebos sind angebliche Medikamente, die keine sind. Statt hochwirksamer Inhaltsstoffe bestehen sie meist aus Zucker oder Stärke, in diesem Experiment aus Kieselerde. Man verabreicht sie PatientInnen und lässt sie in dem Glauben, es handle sich um ein besonders wirkungsvolles Medikament. In manchen Fällen werden durch die Gabe eines Placebos psychische Kräfte mobilisiert, die genau so wirken, wie man es sich von einem echten Medikament wünschen würde.
*Kieselerde gegen Spinnenekel?*
Im Fall der Ekel-Studie wollte man nun mit Hilfe von Placebos übertriebene Ekel-Reaktionen eindämmen. An der Studie nahmen 34 Frauen mit überdurchschnittlicher Ekelempfindlichkeit teil.
Als "Medikament" reichte man ihnen angeblich Angostura, ein altes südamerikanisches Heilmittel gegen Ekelsymptome wie Übelkeit und Erbrechen, tatsächlich aber bestanden die Pillen nur aus Kieselerde.
*Selbstheilungskräfte sichtbar machen*
Und tatsächlich: Mit dem wundersamen Medikament behandelt, fürchteten sich die Teilnehmerinnen deutlich weniger beim Anblick von Ekel-Bildern als ohne die vermeintliche Angostura-Therapie. Auch in den entsprechenden Hirnarealen und in ihrem Zusammenspiel konnte die veränderte Wahrnehmung nachgewiesen werden. Für die Psychologin bieten die Erkenntnisse ihrer Arbeit wertvolle Ansätze für Therapiemöglichkeiten. Dabei geht es aber nicht darum, die PatientInnen mit Placebos zu behandeln und in Unwissenheit zu lassen, sondern ihnen den Effekt vorzuführen, damit sie begreifen, über welch enorme Selbstheilungskräfte sie verfügen.
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Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung via idw-online; Bild: © LizzyNet - Stand: 1. Juli 2013