Studie zeigt auf, dass uns der Glaube an die Wirksamkeit unseres persönlichen Verhaltens umweltfreundlich handeln lässt
Geht es euch auch manchmal so, dass Nachrichten über den Klimawandel euch hilflos machen und lähmen, weil man das Gefühl hat, man könnte ja als Einzelne_r doch nichts dagegen machen? Durch diese Einstellung sinkt die Motivation, gegen den Klimawandel vorzugehen, weil wir glauben, dass der Klimawandel außerhalb unserer persönlichen Kontrolle liegt, und unser persönliches Handeln keinen Unterschied macht.
Wenn wir aber glauben, dass wir persönlich helfen können, den Klimawandel mit unseren Taten zu stoppen - wie zum Beispiel durch das Herunterregeln des Heizungs-Thermostats - dann wird es auch tatsächlich wahrscheinlicher, dass unser umweltfreundliches Verhalten wirkt, weil jede kleine Klimaschutzaktion zum Erfolg beiträgt. Das ist die neueste Erkenntnis eines Forschungsteams der Universität von Warwick.
Wie der Psychologe Dr. Jesse Preston zeigt, lassen sich viele Menschen von Hilflosigkeit lähmen, weil sie glauben, dass der Klimawandel so massiv und schrecklich ist, dass es unmöglich sei, ihm mit perönlichen Handlungen entgegenzutreten. Das führt wiederum dazu, dass wir aufhören, uns mit individuellen umweltfreundlichen Handlungen zu befassen. Was dann passiert: Wir drehen wieder die Heizung stärker auf, lassen unnötig Wasser fließen oder konsumieren wieder mehr Plastik...
*Die Macht der Botschaft*
Um diesen Effekt zu untersuchen, testeten die Forscher_innen in einer Studie eine Gruppe von über zweihundert Menschen, indem sie verschiedenen Mitgliedern der Gruppe unterschiedliche Botschaften über den Klimawandel zukommen ließen. Einige erhielten die positive Klimawandel-Botschaft: "persönliche Handlungen helfen im Kampf gegen den Klimawandel". Andere erhielten die hilflos machende Nachricht, dass persönliche Handlungen keinen Unterschied machten. Einer dritten Gruppe wurden überhaupt keine Nachrichten gegeben.
In der nächsten Woche sollten die Gruppen berichten, ob und was sie unternommen hatten, um den Klimawandel zu stoppen - ob sie zum Beispiel weniger Auto gefahren waren, die Wäsche auf der Leine statt im Trockner getrocknet hatten, ob sie weniger Wasser benutzt oder die Heizung herunter geregelt hatten.
Das Ergebnis: Die Gruppe, die zuvor die positive Nachricht erhalten hatte, berichtete zu 16,5% mehr von umweltfreundlichen Verhaltensweisen als diejenigen, die die demotivierende Klimawandel-Nachricht gelesen hatte - und zu 13% mehr als die Kontrollgruppe, die keine Nachricht bekommen hatte.
Und nicht nur das: Diejenigen, die die demotivierende Nachricht erhalten hatten, verhielten sich sogar so, dass sie durch ihre Handlungen am Ende einen höheren Energieverbrauch erzeugt hatten. Das zeigt laut den Wissenschaftler_innen, wie zerstörerisch ein Gefühl der Hilflosigkeit sein kann.
*Botschaften über den Klimawandel sollten Handlungswege aufzeigen*
Der Glaube, dass es nicht egal ist, wie wir uns persönlich verhalten, stärkt laut den Forscher_innen die moralische Komponente unseres Handelns und unser Bewusstsein darüber, dass die Energie, die wir persönlich verbrauchen, entweder anderen schaden kann oder den Schaden verhindern hilft.
Wenn öffentliche Botschaften über den Klimawandel sich darauf konzentrierten, wie wir helfen können, wären sie weitaus effektiver, da sie Menschen ermutigten, weniger Energie zu verbrauchen, so die Forscher_innen.
"Oftmals versuchen Klimawandel-Nachrichten, die Öffentlichkeit zu überzeugen, indem sie über die Datenlage berichten oder die Angst vor seinen schlimmen Konsequenzen schüren, aber das bloße Wissen über den Klimawandel reicht nicht aus, und die Angst kann auch verdrängt werden, wenn wir uns hilflos und überwältigt fühlen", kommentiert Dr. Preston. "Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, dass Einzelpersonen die Auswirkungen und den Wert ihrer eigenen Handlungen schätzen, um eine sinnvolle Veränderung in der Gesamtheit zu bewirken."
Der Bericht "Climate Change Helplessness and the (De)moralization of Individual Energy Behavior" erscheint im Journal of Experimental Psychology.
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 8. Mai 2017