Ein Privatjet ist kein Plastikstrohhalm

Studie: Der CO2-Fußabdruck reicher Menschen wird unterschätzt, der von ärmeren Menschen überschätzt.

Viel Geld, viel CO2, wenig Ahnung. Das ist in etwa das Ergebnis einer Studie, in der untersuchte wurde, ob die Menschen den CO2-Fußabdruck von reichen und armen Menschen richtig einschätzen. Es ist schon lange bekannt, dass reiche Menschen einen viel höheren CO2-Fußabdruck hinterlassen als ärmere Menschen. Aber wissen sie es auch? Ist den Menschen bewusst, welche Ungleichheit hier herrscht? Eine internationale Forschergruppe unter der Leitung der Copenhagen Business School, der Universität Basel und der Universität Cambridge hat in Dänemark, Indien, Nigeria und den Vereinigten Staaten nachgefragt. Insgesamt 4.000 Menschen aus verschiedenen Einkommensgruppen wurden befragt, wie sie ihren eigenen und den CO2-Abdruck von anderen Menschen einschätzen.

Dabei zeigte sich: Der persönliche CO2-Fußabdruck der reichsten Menschen in der Gesellschaft wird grob unterschätzt, und zwar sowohl von den Reichen selbst als auch von Menschen mit mittlerem und niedrigerem Einkommen, unabhängig davon, aus welchem Land sie kommen. Gleichzeitig überschätzen sowohl die Reichen als auch die Armen den Kohlenstoff-Fußabdruck der ärmsten Menschen drastisch.

Auch wenn wohlhabende Menschen ihren eigenen Anteil offenbar unterschätzen, sind sie immerhin eher damit einverstanden, dass bestimmte Maßnahmen zum Klimaschutz künftig durchgesetzt werden - zum Beispiel die Besteuerung von rotem Fleisch oder die Erhöhung des Strompreises in Spitzenzeiten. Möglicherweise liegt das aber auch schlichtweg daran, dass sie keine Probleme hätten, höheren Preise zu zahlen.

Erkennen, was viel und was wenig bringt

Die Forscher:innen sehen es grundsätzlich als eher problematisch an, wenn alle Verantwortung für den CO2 Verbrauch auf den einzelnen Menschen abgewälzt wird. „Der persönliche Kohlenstoff-Fußabdruck kann jedoch die tiefgreifenden Ungleichheiten innerhalb und zwischen den Ländern veranschaulichen und den Menschen helfen, zu erkennen, wie sie klimafreundlicher leben können," erläutert einer der Autor:innen, Dr. Ramit Debnath

Denn die Fehleinschätzungen kommen auch dadurch zustande, dass die Menschen nicht besonders gut einordnen können, was besonders klimaschädlich ist und was nicht. So haben beispielsweise Recycling, das Ausschalten des Lichts beim Verlassen eines Raums und der Verzicht auf Plastikverpackungen geringere Auswirkungen, werden aber in Bezug auf die Verringerung des eigenen Kohlenstoff-Fußabdrucks überschätzt. Auf der anderen Seite werden die Auswirkungen von Verhaltensweisen wie dem Konsum von rotem Fleisch, dem Heizen und Kühlen von Häusern und Flugreisen eher unterschätzt. „Es besteht ein großer Unterschied zwischen Milliardären, die mit dem Privatjet reisen, und dem Rest von uns, der mit durchnässten Papierstrohhalmen trinkt: Eine dieser Aktivitäten hat einen großen Einfluss auf den individuellen Kohlenstoff-Fußabdruck, die andere nicht.“

Die Forscher:innen sehen einen Auftrag darin, mehr zu tun, um gerechtere Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu finden, die allen nützen und nicht nur die Interessen der Reichen berücksichtigen. Dabei müsse die bestehende Ungleichheit stärker in den Blick genommen werden: „Eine stärkere Sensibilisierung und Diskussion über die bestehende Ungleichheit beim persönlichen Kohlenstoff-Fußabdruck kann dazu beitragen, politischen Druck aufzubauen, um diese Ungleichheiten zu beseitigen und Klimalösungen zu entwickeln, die allen zugutekommen“, so Nielsen.

An der Studie waren auch Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Murdoch University und der Oxford University beteiligt. Die Forschung wurde zum Teil von der Carlsberg-Stiftung, der Bill & Melinda Gates Foundation, der Quadrature Climate Foundation und dem Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.

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Autorin / Autor: Redaktion / pressemitteilung - Stand: 18. September 2024