Der Roman „Rebellen der Ewigkeit“ von Gerd Ruebenstrunk ist 2012 im arsdition Verlag erschienen und thematisiert eine Zukunft, in der Zeithandel betrieben werden kann, was aber ungeahnte Folgen für die Menschheit hat. Der junge Willis und seine Freunde müssen herausfinden, wer richtig und wer falsch spielt und was es nun eigentlich wirklich mit dem Zeithandel auf sich hat. Das 416 Seiten lange Buch ist einfach geschrieben und gut für das angegebene Alter von 12-15 Jahren geeignet. Das Buch handelt von Willis, Karelia und Valerie, die in den Kampf von Tempus Fuigt, einer Zeithandelgesellschaft gegen die Rebellen der Ewigkeit hineingezogen werden und im Laufe des Buches herausfinden müssen, wie schädlich Zeithandel vielleicht für die Menschen ist und was es mit der Vergangenheit von Willis auf sich hat.
So sehr mich Klappentext und Idee hinter dieser Mischung aus Science-Fiction und Krimi interessiert hat, so enttäuscht war ich von dem Ergebnis. Das Lesen des Buches war, trotz des simplen und anspruchslosen Schreibstils, mehr eine Qual als ein Vergnügen. Das Fehlen eines wirklich eindeutigen Hauptcharakters, der auf mindestens 3 Personen aufgeteilt wurde, sowie der mangelnde Aufbau von Spannung durch das vorzeitige Verraten von Informationen, ausgelöst von Perspektivenwechsel, machen das Buch wenig lesenswert.
Die Hauptcharaktere Willis, Karelia und Valerie haben alle schön ihren eigenen Backround bekommen, der bei Karelia und Valerie wenig Bedeutung hat und über den Willis sich fast ausschließlich definiert. Der Bezug zu den Charakteren fällt sehr schwer, da alles an ihnen wenig ausgearbeitet und zusammenhanglos wirkt. So wird einem die Vergangenheit von den meisten Personen, unter anderem Karelia und Valerie, einfach so hingeklatscht und muss als Tatsache akzeptiert werden, ohne dass es einen realistischen oder klar erkennbaren Bezug zur Gegenwart aufweist. Die Charaktereigenschaften werden dem Leser vorgekaut, aber von den Protagonisten kaum umgesetzt. So wird Willis als eine Frohnatur und ein kleines Stehaufmännchen präsentiert, wovon man während des wirklichen Verlaufes im Buch nichts merkt. Valerie, die Starke und Entschlossene, die alles für ihre Mutter tun würde und sie dann einfach morgens in der Küche zurücklässt, ohne sich darum zu kümmern, was aus ihr wird. So scheint Valeries einzige Funktion im Buch zu sein, die Frohnatur Willis immer wieder zurück auf den richtigen Weg zu bringen und ihm zu helfen die richtigen Entscheidungen zu treffen, weil der große selbstständige Junge dazu ja nicht in der Lage ist. Auch die mysteriöse Karelia, deren Vergangenheit ganz am Ende für 5 Sekunden erklärt und wieder vergessen wird, zeigt sich nicht als die professionelle Privatdetektivin, die sie sein soll. Welche Privatdetektivin engagiert von der Straße zwei ihr völlig unbekannten Jugendliche und beschäftigt dazu noch einen fast minderjährigen Hacker? Die dunkle Seite der Macht ist auch nicht viel besser. So ist die Gründerin der Geheimgesellschaft Rebellen der Ewigkeit Mitbegründerin der schlimmen Technologie, die sie nun zu vernichten versucht. Um jetzt die Welt zu retten oder aus gekränkter Eitelkeit ist nicht ganz klar. Aber auch ihre Motive und Handlungen wechseln zu den merkwürdigsten Zeitpunkten und verlieren damit ihre Glaubwürdigkeit. Lediglich der Böse der Bösen, der Besitzer der Zeithandelsfirma ist als überzeugender Charakter dargestellt, der seinen bösen Idealen als Psychopath der ersten Stunde durchgängig treu bleibt, während sein Handlanger fürs Grobe die unverständlichste Figur von allen ist.
Auch die Handlung zeichnet sich nicht durch Spannung aus, da dem Leser, im Gegensatz zu den Hauptfiguren, schon am Anfang genug Informationen gegeben werden, um sich mehr als die Hälfte des Buches zusammenzureimen. Den Protagonisten dabei zuzusehen, wie sie im Dunkeln tappen und einen Fehler nach dem anderen machen, trägt nicht dazu bei, sie dem Leser sympathischer erscheinen zu lassen.
Perspektivenwechsel sind, gerade bei einer solchen Geschichte, nicht grundsätzlich verkehrt, hier aber schüren sie nur zusätzliche und unnötige Verwirrung.
Das mehrmalige Erscheinen vollkommen unbekannter Personen, die etwas Komisches erleben und wieder verschwinden, regt spätestens nach dem Dritten Mal nicht mehr die Spannung an, sondern nervt einfach nur noch , zumal einem das Ganze nach Aufklärung der Geschehnisse irgendwie auch noch sinnlos erscheint.
Sind die Ideen, die hinter alldem stecken (die Problematik der Forschung an Grundlagen des menschlichen Seins, die Menschen und die Zeit, die Zukunft und die Abermillionen Dimensionen, die es geben soll) auch grundsätzlich wirklich gut und perfekter Stoff für ein Buch, so ist es diesem Autor leider nicht gelungen, es in einer Art und Weise umzusetzen, die nicht nur Interesse sondern auch Leidenschaft weckt. Der Anspruch, der eigentlich an jedes Buch gestellt sein sollte.
Wenn man aber bereit ist, über die formalen Fehler hinweg zu sehen, so kann auch dieses Buch, zusammenfassend, einen guten Lektürestoff bieten.
*Info: Arsedition*
Autorin / Autor: LadyJanna - Stand: 9. Februar 2012