Rechenfitness mangelhaft
Studie ergab: Viele Deutsche können das im Mathematikunterricht Gelernte im Alltag nicht anwenden
Beim einfachen Addieren, Subtrahieren oder Multiplizieren könnt ihr noch problemlos mithalten, aber wenn es um Prozentrechnung oder gar Formeln geht, müsst ihr passen? Mit diesem Problem seid ihr nicht allein, denn beim Umgang mit mathematischen Fragestellungen im Alltag schneiden auch andere in diesem Land nicht gerade vorbildlich ab. Wie eine Studie der Stiftung Rechnen ergab, können viele das, was sie im Mathematikunterricht gelernt haben, im alltäglichen Leben nicht anwenden. Grafiken und Verbraucherinformationen werden offenbar nicht verstanden; und wenn etwas zu viel Text enthält, führt das zu Verwirrung oder Verweigerung. Zu vielen Deutschen mangele es außerdem an räumlichem Vorstellungsvermögen und an der Fähigkeit einzuschätzen, ob ein Ergebnis plausibel ist.
Das sind die - nicht gerade schmeichelhaften - zentralen Ergebnisse der Studie „Bürgerkompetenz Rechnen“, die die Stiftung Rechnen am 29. Mai gemeinsam mit ihren Partnern – dem Forschungsinstitut forsa, der Universität Halle-Wittenberg und der Universität des Saarlands sowie der Wochenzeitung Die Zeit - in Berlin vorgestellt hat. Untersucht haben die Forschungspartner die Rechenkompetenz von 1.027 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren im Alltag. Sie mussten 30 Aufgaben mit Alltagsbezug lösen, die aber nicht allzu schwierig waren und im Durchschnitt das Niveau der 8. Klasse nicht überschritten. Die Fragen reichten von einfachen Additions-, Subtraktions und Divisionsaufgaben bis hin zu Textaufgaben, bei denen es zum Teil gar nichts zu rechnen gab, sondern nur die Aufmerksamkeit getestet wurde.
*Mangelnde Rechenfitness*
Vor allem beim Umrechnen von Maßeinheiten, beim Herauslesen von Informationen aus Texten und Grafiken sowie beim Übersetzen von Alltagsphänomenen in Rechenoperationen ("Wieviel Liter Farbe braucht man für einen Raum, der 5m x 6m groß ist und dessen Wände 2,50m hoch sind?") hatten die Testpersonen Schwierigkeiten. Jede/r zehnte Deutsche war offenbar nicht in der Lage, Hotelübernachtungen richtig zu buchen. Und die Hälfte konnte nicht ausrechnen, wie sich eine geänderte Geschwindigkeit auf eine Fahrtzeit auswirkt. Auch bei Grundlagen der Prozentrechnung scheinen viele Probleme zu haben: Rund ein Drittel der Befragten wusste nicht, dass ein Wert, von dem man einen bestimmten Prozentsatz abzieht und danach wieder hinzufügt, kleiner ist als der Ausgangswert.
*"Gute Rechner haben mehr vom Leben"*
„Sind Menschen nicht fit im Rechnen, hat das für die Gesellschaft wie für den Einzelnen erhebliche Nachteile“, sagt Johannes Friedemann, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Rechnen. „Individuelle Lebensqualität geht verloren. Dabei ist vielen gar nicht klar, was sie verschenken und dass sie es besser hätten, wenn sie gut rechnen könnten. Klar ist: Gute Rechner haben mehr vom Leben. Das müssen wir ins Bewusstsein der Menschen bringen.“
Übrigens: Diejenigen, die in der Schule gut in Mathe waren, schnitten auch in der Studie besser ab als die mit schlechteren Mathenoten. Das ist für die StudienautorInnen ein deutliches Zeichen dafür, wie wichtig guter Mathematikunterricht ist.
„Die Rezeptur für mehr Rechenfitness in Deutschland besteht aus vielen Zutaten. Eine der wichtigsten Zutaten ist der Mathematikunterricht“, so Friedemann. „Wir brauchen einen Mathematikunterricht, der Neugierde weckt, begeistert und Menschen für den Alltag fit macht."
Weitere Informationen zur Studie und den Test zum Ausprobieren findet ihr unter
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung